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Klettergarten Laiterstein
Der Laiterstein liegt ziemlich nah am Allgäuer Hauptkamm und bietet eine tolle Sicht auf die formschöne Trettachspitze samt Mädelegabel, den höchsten Allgäuer Gipfeln. An seiner Südseite rauscht ein Gebirgsbach ins Stillachtal hinab, was dem Klettergebiet ein besonderes Ambiente verleiht. Die Nähe zur stark frequentierten Fellhornbahn stört dabei kaum, da der Felsobelisk etwas im Wald versteckt liegt. Wer die Ruhe in einer Idyllischen Gegend sucht, ist hier richtig. Der Klettergarten ist für Allgäuer Verhältnisse relativ entlegen, deshalb hält sich der Andrang in diesem Kleinod in Grenzen …
Die ca. 20 Meter hohe Felsgestalt gleicht einem rießigem Findling, der rundum mit ca. 20 Kletterrouten eingerichtet wurde. Südseitig gibt es einige leichtere Touren, die durch eine leicht geneigte Wand mit typischem Allgäuer Hauptdolomit führen. Dagegen ist die Nordostseite richtig steil bis überhängend und bietet anspruchsvolle Anstiege mit einer teilweise glatten Felsbeschaffenheit. Somit kommen am Laiterstein Anfänger und Hardmover gleichermaßen auf ihre Kosten …
Routenangebot
Ca. 10 Routen vom 4. bis 5. Schwierigkeitsgrad
Ca. 10 Routen vom 6. bis 8. Schwierigkeitsgrad
Wandhöhe
Bis zu 20 Meter
Absicherung
Perfekt mit Bohrhaken
Material
50-Meter-Einfachseil, 10 Exen
Ausgangspunkt
Fellhornbahn-Talstation bei Oberstdorf
Zustieg
Auf der Rückseite der Fellhornbahn befindet sich ein kleines Gebäude eines Materiallifts. Dahinter beginnt ein unscheinbarer Wanderweg mit Holzschildern, der zwischen Zäunen Richtung Fiderepass Hütte bzw. Fellhorn führt. Nach ca. 15 Minuten trifft man auf einen Gebirgsbach mit einer Betonstufe, der vom Fellhorn herunterbricht. Hier hält man sich nach rechts, um auf die Skipiste zu gelangen. Bei der Beschilderung „Fiderepass Hütte, Mindelheimer Hütte, Kanzelwandhaus“ führt ein Wanderweg nach links ansteigend in den Wald hinein. Gleich zu dessen Beginn führt ein Pfad nach links hinunter zum bereits sichtbaren Laiterstein. Von der Fellhornbahn-Talstation ca. 25 Minuten Zustiegszeit.
Topos
Kletterführer Allgäu Rock www.gebro-verlag.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettergarten Niagara
Während die meisten Klettergebiete am Rottachberg in den höheren Graden angesiedelt sind, gibt es im Sektor „Niagara“ für den Normalo auch ein paar einfachere Routen. Wie im gesamten Gebiet, so ist auch hier Klettern im Konglomerat-Gestein angesagt. Gleich beim Betreten des Sektors steht man vor einem steil aufragenden Wall und rechnet nicht damit, dass es hier auch humanere Anstiege geben soll. Doch die Wandflucht ist gespickt voller Kieselsteine in allen Größen, die ein mehr oder weniger griffiges Höhersteigen erlauben. Lediglich die ersten Klettermeter sind zuweilen etwas anstrengend, um gleich anschließend in den Plaisir-Bereich zu gelangen …
Die Wand ist westseitig ausgerichtet, somit kann hier je nach Tageszeit bzw. Bedarf in der Sonne oder im Schatten geklettert werden. Nach längeren Regenfällen ist das Gebiet zu meiden, da sich über der Wand Wiesenteppiche befinden, die für eine ständige Feuchtigkeitszufuhr sorgen. Der Klettergarten „Niagara“ ist sicher ein geeignetes Ziel, um sich an die Konglomerat-Kletterei am Rottachberg ranzustaten …
Routenangebot
5 Routen im unteren bis oberen 6. Schwierigkeitsgrad.
Routenlänge
Ca. 20 Meter
Absicherung
Pefekt mit Klebehaken. Die Umlenkungen sind mit Karabiner ausgestattet.
Ausrüstung
50-Meter-Seil, 10 Exen
Ausgangspunkt
Die kleine Ortschaft Weiher Rettenberg und Immenstadt im Allgäu. Am Ortseingang befinden sich wenige Parkmöglichkeiten bei einem kleinen Stromhäuschen.
Zustieg
In Ortsmitte von Weiher zweigt nach rechts ein Schotterweg ab, der bei einem Bauernhaus vorbeiführt. Man folgt dem Weg in den Wald hinein und geht ca. 300 Meter weiter, bis ein Waldarbeiterweg nach rechts ansteigend abzweigt. Wenig später gelangt man über einen ausgetretenen Pfad direkt unter die Wand. Von Weiher ca. 30 Minuten.
Topos
Kletterführer Allgäu Rock www.gebro-verlag.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Höllhorn-Südgrat
„Als reine Klettertour nicht so lohnend, aber als ganzheitliche Bergtour großartig“ beschreibt Frank Nebbe den Höllhorn-Südgrat auf seiner Homepage. Nicht zu unrecht, denn der lange Weg von Oberstdorf durch’s Oytal hinauf zum Hornbachjoch ist eine der landschaftlich schönsten Gegenden der Allgäuer Alpen. Und Walter Pause hat seinerzeit den Höllhorn-Südgrat immerhin in seine Sammlung „Im Schweren Fels“ mitaufgenommen. Dies ist sicher auch ein Grund, dass sich die Tour im Laufe der Zeit zum Klassiker in den Allgäuer Alpen etabliert hat.
Die Reise mit dem Bike von Oberstdorf durchs Oytal zieht sich schweißtreibend, aber idyllisch über 10 Kilometer bis zur Käseralpe hinauf. Dabei öffnet sich der Reihe nach der Blick zu den namhaften und klassischen Berg- und Klettertouren der Allgäuer Alpen: Der schmale Rädlergrat auf das Himmelhorn, rechts davon die Höfats, dem Wahrzeichen der Allgäuer Alpen. Deren Anstiege sind von furchteinflößendem Steilgras geprägt, und vielleicht gerade deswegen so berühmt und begehrt. Weiter oben gelangt man in einem großen Kessel zur Käseralpe, ein Stück weiter zum schön gelegenen Wildenfeld Hüttchen. Richtung Hornbachjoch quert man schließlich den Großen Wilden mit seiner berühmten Wilden-Verschneidung, einem Extremklassiker der Allgäuer Alpen. Was man da an Strecke mit der Kletterausrüstung im Gepäck hinter sich bringt, wird einem erst abends bei der Abfahrt ins Tal wieder bewusst. Dafür sind die Eindrücke richtig gut …
Der Höllhorn Südgrat beginnt direkt auf dem Hornbachjoch. Die erste Seillänge wurde vom Blitzschlag zerstört und deshalb nach rechts verlegt. Hier befindet sich mit 5+ bzw. 4+ A-Null die schwerste Stelle in der Tour. Danach verläuft der Anstieg meist links bzw. auf der Gratkante. Gelegentlich müssen kleine Plateaus bzw. Grattürme überstiegen werden. An einer Stelle klettert man in eine Scharte hinab. Hier befand sich früher der berühmte „Spreizschritt“, der mittlerweile wegen Felsausbruch nicht mehr existiert. Später folgt eine Hangelschuppe, die nach links exponiert absteigend gequert wird. Hier ist der Seilverlauf etwas streng, um an den nächsen Standplatz zu gelangen. Der Fels ist gelegentlich etwas splittrig, jedoch durch viele Begehungen insgesamt gut abgeklettert. Dennoch muss immer wieder auf Steinschlag geachtet werden. Vom Gipfel bietet sich ein imposanter Blick vom Allgäuer Hauptkamm bis hin zu den Lechtaler Alpen.
Der Abstieg erfolgt über den etwas brüchigen, aber unschwierigen Westgrat in eine Scharte. Um die Gesamtunternehmung etwas auszudehnen, kann im Anschluss das Nördliche Höllhorn angehängt werden. Dessen 50 Meter hohe Südwand bietet sehr schöne Kletterei bis zum unteren 5. Schwierigkeitsgrad. Die Seillänge ist mittlerweile mit Klebehaken saniert. Der Einstieg befindet sich unweit der Scharte zwischen den beiden Höllhörnern. Der Abstieg von Gipfel des Nördlichen Höllhorns erfolgt durch einmaliges Abseilen über die Südwand.
Es empfiehlt sich die den langen Talweg mit dem Bike anzugehen, um den Rückweg zu erleichtern. Dabei deponiert man das Rad bei der Käseralpe.
Schwierigkeit
Die schwierigste Passage mit 5+ befindet sich gleich in der ersten Seillänge. Danach meist 3 bis 4. Gelegentlich leichter. Eine Variante 6 -.
Absicherung
Die beiden Touren wurden mittlerweile mit Klebehaken vorbildlich saniert. Die exponierten Stellen sind gut abgesichert. Keile und Friends sind kaum einsetzbar bzw. überflüssig.
Ausrüstung
50-Meter-Doppelseil, 8 Exen, Schlingen, Abseilausrüstung für das Nördliche Höllhorn.
Zustieg
Oberstdorf – Oytalhaus: ca. 1 Stunde
Oytalhaus – Käseralpe: ca. 1 Stunde
Käseralpe – Wildenfeld Hütte: ca. 45 Minuten
Wildenfeld Hütte – Hornbachjoch: ca. 45 Minuten
Abstieg
Vom Südlichen Höllhorn: über den schuttigen Westgrat in eine Scharte. Von hier nach rechts über Pfadspuren zurück zum Hornbachjoch. Ca. 30 Minuten
Vom Nördlichen Höllhorn: 50 Meter über die Südwand abseilen. Über die Scharte zurück zum Hornbachjoch. Ca. 30 Minuten
Einkehr
Im Oytalhaus www.berggasthof-oberstdorf.de
Topos
Kletterführer Allgäuer Alpen www.panico.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Salewa-Klettersteig am Iseler
Der Salewa-Klettersteig gehört zu den beliebtesten Eisenwegen im Raum Allgäu. Wer bei einem längeren Aufenthalt in der Region eine Gästekarte besitzt, kann mit der Iseler-Bergbahn kostenfrei fast bis zum Beginn des Steigs hinauffahren. Dieser Luxus bedingt aber auch zahlreiche Besucher und an schönen Sommertagen steht man hier nicht selten im Stau.
Der Klettersteig wurde maßgeblich von der Firma Salewa geschickt durch die Nordwand des Iselers gelegt. Über einige Bänder und ausgetretene Pfade gewinnt man nur zaghaft an Höhe. Man könnte den Steig schon fast als familienfreundlich bezeichnen, wenn da nicht vereinzelt Steilstufen eingebaut wären. Für die stark ausgesetzte Schlüsselpassage an der Bergführerplatte sind Ausdauer und Schwindelfreiheit von Vorteil. Hier gilt es einen leicht überhängenden ca. 5 Meter hohen Bauch zu überwinden, der jedoch mit Eisentritten relativ gut entschärft ist. Der Klettersteig endet direkt am Gipfel des Iselers auf 1876 Meter Höhe und bietet somit eine besondere Überraschung. Der Blick in die Allgäuer Bergwelt ist phantastisch und lockt auch über den einfachen Normalweg zahlreiche Wanderer an. So könnte man sich auch mit einem „nicht-klettersteig-tauglichen“ Familienmitglied auf dem Gipfel treffen.
Seit 2010 gibt es eine Fortsetzung des Klettersteigs. Wenige Meter unter dem Gipfel wurde die Anlage nach links Richtung Kühgundkopf erweitert und bietet somit weitere 30 Minuten Kletterspaß. Der gesamte Klettersteig ist aus Naturschutzgründen über den Winter gesperrt und deshalb nur von Juni bis Oktober zu begehen.
Fazit: Der Salewa-Klettersteig bietet ein eindrucksvolles Erlebnis im Alpenvorland und eignet sich aufgrund der nordseitigen Lage besonders an heißen Sommertagen. Der Klettersteig ist auch an den leichten Passagen durchgehend mit einem Stahlseil versehen und kann somit als sehr sicher bezeichnet werden. Dennoch sind eine gute Kondition samt Schwindelfreiheit für eine erfolgreiche Begehung Voraussetzung.
Ausgangspunkt
Oberjoch im Allgäu. Man parkt bei der Iseler Talstation.
Zustieg
Zu Fuß oder mit der Iseler Bergbahn Richtung Iseler. Von der Bergstation führt ein Wanderweg zum Beginn des ausgewiesenen Klettersteigs. Ca. 20 Minuten von der Bergbahn bzw. 1,5 Stunden vom Tal.
Abstieg
Vom Gipfel über den Normalweg in ca. 30 Minuten zurück zur Bergstation der Iseler-Bahn. In weiteren 45 Minuten gelangt man zu Fuß ins Tal.
Zeitbedarf
Für den Klettersteig ist ca. mit 1 bis 1,5 Stunden zu rechnen.
Schwierigkeit
Laut Klettersteig-Skala B/C
Absicherung
Der Klettersteig ist durchgehend mit Stahlseilen ausgestattet. In den schwierigen Passagen befinden sich gelegentlich Eisenstufen.
Webinfo
oberjoch.info/natur-erlebnisse/sommer/salewa-klettersteig
www.via-ferrata.de/klettersteige/topo/salewa-klettersteig
www.bergsteigen.com/touren/klettersteig/salewa-klettersteig/
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettergarten „Hyde“ am Rottachberg
Dass es im Allgäu nicht nur Kalk gibt, ist zumindest bei den heimischen Kletterern längst bekannt. Allen voran, bietet der langgezogene Rottachberg einige Klettergärten mit Konglomerat-Gestein. Am bekanntesten ist dabei das Gipfel-Massiv, der Falkenstein, mit seinen mehrere Meter überhängenden Routen bis zum 11. Schwierigkeitsgrad. Hier verausgabt sich die Kletter-Elite, und manch eine Seilschaft reist dafür von weit her an.
Doch keine Angst, am Rottachberg gibt es auch etwas humanere Kletter-Ziele. In den unteren Etagen befindet sich der Klettergarten „Hyde“ unweit der kleinen Ortschaft „Weiher“. An der breitgezogenen Wand sind Kieselsteine aller Größen in die Wand gebacken, man wundert sich immer wieder wie gut die Rundlinge halten. Und davon gibt es verschwenderisch viele. Man sieht die schmalen Kerben und Leisten dazwischen von unten kaum und tastet sich konzentriert die Routen hinauf. Gelegentlich stehen da kleine Zapfen aus der Wand, die sich als überraschend griffig erweisen. Nach oben hin steilen sich die meisten Routen etwas auf und die letzten Meter zur Umlenkung können ganz nett anstrengend sein. Alles sehr unüblich, spannend und kreativ zu besteigen …
Die Wand ist westseitig ausgerichtet, somit klettert man hier an heißen Hochsommer-Tagen bis zum Nachmittag angenehm im Schatten. Der Wandfuß ist nicht allzu breit und gelegentlich etwas abschüssig, man kann jedoch ganz gut stehen und sichern. Aufgrund des unkomplizierten Zu- und Abstiegs kann auch bei etwas unsicherem Wetter geklettert werden. Der Klettergarten liegt in einem Mischwald, deshalb sollte man die Zeckengefahr im Sommer nicht unterschätzen …
Routenangebot
18 Routen im Schwierigkeitsgrad 6+ bis 9-. Wenig wirklich leichte Anstiege, der Schwerpunkt liegt im 7. bis 8. Grad.
Absicherung
Perfekt mit Klebehaken. Dennoch ist immer wieder mit zwingenden Kletter-Passagen zu rechnen. An den Umlenkungen befinden sich Karabiner.
Material
60-Meter-Einfachseil, 12 Exen
Ausgangspunkt
Die kleine Ortschaft „Weiher“ zwischen Greggenhofen und Wagneritz im Oberallgäu. Um Ärger zu vermeiden parkt man am besten an den Ortsrändern in kleinen Nischen.
Zustieg
Etwa in Ortsmitte Richtung Norden an einem Bauernhof mit Fahrsilo vorbei. Man folgt dem flachen Schotterweg bis man in den Wald gelangt. Nach ca. 120 Metern zieht bei einem kleinen Holzplatz ein ausgetretener Pfad nach rechts hinauf zur Wand. Von Weiher ca. 20 Minuten.
Topos
Kletterführer Allgäu-Rock www.gebro-verlag.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Ostrachtaler Klettersteig
Vor ca. 30 Jahren gab es hier noch den Klettergarten „Kanzel“ mit fotogenen Kletterrouten samt Ostrachtal im Hintergrund. Leider fiel das Gebiet irgendwann der Verkehrssicherheit zum Opfer, da sich die Felsen immer mehr talwärts Richtung Oberjoch-Pass-Straße hinab bewegten. Letztendlich wurde das ganze Massiv weggesprengt und somit in einen breiten steinbruch-ähnlichen Felsabbruch verwandelt.
2018 wurde hier nach längeren Vorarbeiten der „Ostrachtaler Klettersteig“ von der Hindelanger Bergschule eröffnet. Ein fast durchgehendes Stahlseil und einige Eisentritte durchziehen nun die ca. 150 Meter hohe Wand. Bei einer Begehung trifft man auf gelegentliche Terassen, die sich zu Verschnaufpausen anbieten. Dort befindet sich teilweise noch Einiges an Geröll, deshalb ist Vorsicht geboten, um die nachfolgenden Kletterer nicht durch Steinschlag zu gefährden.
Der Klettersteig ist nicht besonders schwierig und lang, deshalb bietet er sich auch bei unsicherem Wetter oder Zeitmangel an. Er scheint sich herumgesprochen zu haben: an den Wochenendtagen oder zur Urlaubszeit trifft man hier mittlerweile bereits zahlreiche Kletterer an. Zusammen mit dem relativ kurzen Zu- und Abstieg ist dies eine nette kleine Rundtour, die lediglich vom Verkehrslärm der darunterliegenden Pass-Straße beeinträchtigt wird.
Schwierigkeit
Der Ostrachtaler Klettersteig ist nicht besonders steil bzw. schwer. Laut Klettersteig-Skala maximal Stufe C, meist jedoch A bis B.
Material
Zur Sicherung sollte ein Klettersteig-Set mitgeführt werden. Da sich auf den Bändern Geröll befindet, ist ein Helm dringend anzuraten!
Ausgangspunkt
Oberjoch, am oberen Ende der Pass-Straße. Man parkt auf dem großen Parkplatz P1 am Kreisverkehr. Dort gibt es auch eine Touristen-Informations-Stelle.
Zustieg
Man folgt der Pass-Straße ca. 1 Kilometer zu Fuß abwärts Richtung Bad Hindelang zur Kanzel-Kehre. Dort gibt es die Kanzel Hütte an einem Aussichtspunkt, und der Klettersteig kann bereits eingesehen werden. Hier folgt man der Beschilderung Richtung Ostrachtaler Klettersteig, ein ausgetretener Pfad führt zu einem Steinschlag-Netz. Am dessen hinteren Ende gelangt man nach rechts ansteigend zum Klettersteig.
Abstieg
Am Ende des Klettersteigs erreicht man den Aussichtspunkt „Ifen-Blick“. Hier befindet sich eine Bank mit Schautafeln in die Allgäuer Bergwelt. Der Abstieg führt nach rechts über einen Schotterweg zurück zum Ausgangspunkt nach Oberjoch.
Zeitbedarf
Zustieg vom Parkplatz: ca. 30 Minuten
Klettersteig: ca. 45 Minuten
Abstieg zum Parkplatz: ca. 15 Minuten
Topo
Webinfo
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettergarten „Altes Tiefenbach“
Das kleine Bergdorf Tiefenbach liegt idyllisch eingebettet in der Oberallgäuer Voralpenlandschaft. Bereits beim Zustieg in den Klettergarten wird man gelegentlich vom Kuhglocken-Gebimmel begleitet. Die Wand liegt schließlich nordwestseitig in einem Wald und bietet sich deshalb für heiße Hochsommertage an. Nach ergiebigen Regenfällen sind die Routen jedoch längere Zeit nass und es muss eine Trockenperiode abgewartet werden.
Der obere Wandbereich wird von einigen Dächern durchzogen, die oft die Schlüsselstellen bilden. Insgesamt dominiert hier steile Wandkletterei mit bis zu 25 Meter Kletterlänge. Da es sich hier um ein relativ altes Klettergebiet handelt, sind doch schon einige Passagen abgespeckt. Die schattige Lage trägt sicher auch zur gelegentlich glatten Felsoberfläche bei. In den leichteren Routen finden sich aber auch einige großzügige Henkel, die ein zügiges Klettern erlauben.
Routenangebot
30 Routen vom 4. bis 9. Schwierigkeitsgrad. Ca. 5 Routen bis zum 6. Grad. Der Schwerpunkt liegt im 7. Grad.
Absicherung
Sämtliche Routen sind mit Bohrhaken gut abgesichert. An den Umlenkungen befinden sich Ketten mit Karabinern.
Material
60-Meter-Einfachseil. 12 Exen.
Ausgangspunkt
Tiefenbach im Oberallgäu. Der Parkplatz befindet sich bei der Kirche.
Zustieg
Gegenüber der Kirche führt ein Feldweg zu einer Häusergruppe. Hier nach links Richtung Sulzburg aufsteigen. Der Pfad führt anschließend nach rechts durch den Wald. Man folgt dem Weg bis zu einer Gabelung und biegt hier nach links Richtung Sulzburg zur bereits sichtbaren Wand auf. Vom Parkplatz ca. 15 Minuten.
Topos
Kletterführer Allgäu Rock www.gebro-verlag.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettern an der Kraftwand
Als „klein, aber fein“ könnte man die Kraftwand beschreiben. Für die Oberallgäuer ist dies ein beliebter Feierabend-Klettergarten, der kurze Zustieg von ca. 10 Minuten macht’s möglich. Neben langen, leicht überhängenden Ausdauer-Routen gibt es auch ein paar leichtere Möglichkeiten sich an die Wand ranzutasten. Von flachen Platten, über große Überhänge und steile Wandkletterei wird hier alles geboten. Je nach Schwierigkeitsgrad ist mit einer mehr oder weniger großen Griffauswahl zu rechnen. Vor allem in den schwierigeren Routen weisen die entscheidenden Griffe mittlerweile allerdings eine deutliche Politur auf …
Die Kraftwand ist nach Nordwesten ausgerichtet und eignet sich besonders für heiße Hochsommer-Tage. Aufgrund der darüber liegenden Botanik sind die Felsen nach längeren Regentagen längere Zeit feucht.
Über einen ausgetretenen Pfad kann in weiteren 10 Minuten der darüberliegende Weihar, dem größten Klettergebiet der Gegend, erreicht werden. Dabei trifft man unterwegs auf diverse Boulderblöcke, die sich in schöner Landschaft zwischen Moos-Teppichen befinden.
Routenangebot
Insgesamt 30 Routen im 5. bis 8. Schwierigkeitsgrad. Im rechten, etwas kürzeren Wandbereich befinden sich ca. 10 Anstiege im 6. Grad, die sich auch für Anfänger eignen.
Absicherung
Perfekt mit Bohrhaken. In den schwereren Linien ist allerdings auch mit zwingenden Kletterpassagen zu rechnen. Die Umlenkungen sind mit Karabinern ausgestattet.
Material
50-Meter-Einfachseil. 12 Exen
Ausgangspunkt
Man fährt von Bad Hindelang die Pass-Straße Richtung Oberjoch hinauf. Etwa auf halber Strecke befindet sich auf der linken Straßenseite ein kleiner Parkplatz (Wegweiser Hirschalpe).
Zustieg
Am Beginn des Parkplatzes steigt man über einen Holz-Zaun und gelangt auf die Almwiese. Ein schwach ausgetretener Pfad führt leicht rechtshaltend durch ein Waldstück mit Sumpfwiese zu einem Steinschlag-Gitter. Von hier geradeaus hoch zur Wand. Vom Parkplatz ca. 10 Minuten.
Literatur
Kletterführer Allgäu-Rock www.gebro-verlag.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettergarten Weihar
Mit über 130 Routen zählt der „Weihar“ zu den größten und zugleich beliebtesten Sportklettergärten im Oberallgäu. Hier entstanden in den 80er Jahren die ersten modernen Bohrhaken-Touren in der Gegend. Es sind im Laufe der Jahre immer wieder neue Linien dazu gekommen und mittlerweile ist alles vorbildlich saniert. Der relativ kurze und unkomplizierte Zustieg sorgt hier seit langer Zeit für regelmäßigen Kletterbetrieb. Durch die häufigen Begehungen der Routen sind die entscheidenden Griffe allerdings nun schon ziemlich abgespeckt. Da die meisten Sektoren südwestseitig ausgerichtet sind, scheint hier ab Mittag die Sonne in die Felsen.
Charakter
Meist steile Wandkletterei mit gelegentlichen Überhängen. In manchen Sektoren können bis zu 3 Seillängen übereinander gereiht werden. Die meisten Kletterrouten befinden sich im 6. und 7. Schwierigkeitsgrad
Sektor Hängender Stein
12 Routen Schwierigkeitsgrad 7 bis 9
Sektor Fliwatüt
6 Routen im Schwierigkeitsgrad 6 bis 7+
Sektor Ifenblick
50 Routen im Schwierigkeitsgrad 6 bis 10
Sektor Mitte
50 Routen im Schwierigkeitsgrad 3 bis 9
Sektor Rädlerfels
15 Routen im Schwierigkeitsgrad 6 bis 8
Absicherung
Perfekt mit Klebehaken oder Schwerlastankern. An den Umlenkungen befinden sich meist Ketten mit Karabinern
Material
70-Meter-Einfachseil, 12 Exen
Zugang
Man fährt von Bad Hindelang entlang der Pass-Straße Richtung Oberjoch. Nach einigen Kehren befindet sich auf der linken Straßenseite ein kleiner Parkplatz. Man folgt dem Teerweg Richtung Hirschalpe. Nach ca. 15 Minuten befindet sich auf der rechten Seite ein kleines Klo-Häuschen. Über einen ausgetretenen Pfad gelangt man zum ersten Sektor „Mitte“. Die weiteren Sektoren befinden sich nach links bzw. rechts ansteigend.
Literatur
Kletterführer Allgäu-Rock www.gebro-verlag.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettern am Rossberg
Der Kletterführer „Allgäu Rock“ umfasst mittlerweile ca. 300 Seiten und beschreibt darin 80 Sportkletter-Gebiete im Großraum Allgäu. Einige lohnende Felsmassive befinden sich dabei auf der Südseite des Grüntens, der wegen seiner exponierten Lage auch der „Wächter des Allgäus“ genannt wird.
Aus den steilen Wiesenhängen unterhalb des Gipfels ragen verschiedene markante Felstürme empor, die schon seit früher Zeit die Kletterer anlockten. So ist mir die „Stuhlwand“ bereits seit meiner Kindheit ein Begriff, in der damals die „Extremen“ in der Vor- und Nachsaison ihre Normalhaken in die Risse schlugen.
Seit den 80er Jahren, dem Beginn der Sportkletter-Ära, wagte sich schließlich eine Horde Oberallgäuer Erstbegeher an die benachbarten Massive. Die „Pepperfreaks“ trafen hier auf äußerst kompakte bzw. „verdonesce“ Felsbereiche und erkannten das Potential an neuen Routen. Der Einsatz von Bohrhaken ermöglichte fortan die Erschließung neuer Linien an den steilen Wänden. So entstanden auf der Südseite des Grüntens im Laufe der Zeit einige der besten Sportkletter-Routen, die das Allgäu zu bieten hat.
Dabei bietet der „Rossberg“ mit seinen ca. 50 Anstiegen das vielfältigste Routenangebot am Grünten. Die Wand ist teilweise bis zu 80 m hoch und es können bis zu 4 Seillängen übereinander gereiht werden. An den Randbereichen des breiten Massivs befinden sich jeweils ein paar 6er Routen, an die sich auch weniger Geübte heranwagen können. In der zentralen Wand geht es dann allerdings etwas sportlicher zur Sache, wer hier klettert, sollte dem 7. Grad gewachsen sein. Dafür wird man in dieser Ecke mit wunderbarem Edelfels belohnt, der fast schon an südfranzösische Gefilde erinnert …
Um in den Genuss dieses schön gelegenen Klettergebiets zu gelangen, läuft man allerdings ca. 1,5 Stunden Richtung Grünten hinauf. Die südostseitige Lage garantiert den ganzen Tag Sonne und die Sicht auf den Allgäuer Hauptkamm ist phantastisch. Der Rossberg bietet besonders im Frühjahr oder Herbst bei Inversions-Wetterlage die schönsten landschaftlichen Eindrücke.
Routenangebot
Ca. 50 Routen vom 4. bis 9. Schwierigkeitsgrad. Der Schwerpunkt liegt im 7. bis 8. Schwierigkeitsgrad. 10 Routen im 6. Grad eignen sich auch für weniger Geübte.
Absicherung
Die meisten Routen wurden mittlerweile saniert. Die Bohrhakenabstände sind meist etwas sportlich. Der angegebene Schwierigkeitsgrad muss beherrscht werden.
Material
70-Meter-Einfachseil, 12 Exen
Talort
Burgberg im Oberallgäu. Man fährt die Teerstraße Richtung Grünten hinauf und erreicht den Parkplatz vor dem Gasthof Alpenblick.
Zustieg
Vom Gasthof Alpenblick die Teerstraße weiter und dabei immer linkshaltend. Nach ca. 1 km erreicht man eine Materialseilbahn. Wenig später bei der Kehralpe links ab und entlang des Schotterwegs bis zu einer Almhütte. Hier gelangt man in freies Gelände und steigt über Wiesen einen ausgetretenden Pfad empor. Bei einer Weggabelung rechts ab Richtung Alpe Rossberg. Der schmale Pfad führt zur Unteren Schwandalpe. Auf dem breiten Schotterweg weiter Richtung Rossberg Alpe. Vor einer Kehre links ab und über Wiesen in den Wald. Steinmänner führen entlang eines schwach ausgetretenen Pfads zur Wand hinauf.
Topos
Kletterführer Allgäu-Rock. www.gebro-verlag.de
Übernachtung
Für einen mehrtägigen Aufenthalt bietet sich der Gasthof Alpenblick am Parkplatz an. www.alpenblick-burgberg.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
”Solarium” bei Bad Hindelang
„Die neue Sonnenwand des Oberallgäus“, so nennt Harald Röker das „Solarium“, hoch über Bad Hindelang gelegen. Der Verfasser des Kletterführers „Allgäu-Rock“ war neben ein paar Locals selbst tatkräftiger Miterschließer des relativ jungen Klettergebiets in der Region.
Man läuft schon eine Weile in Richtung des Hindelanger Hausbergs hoch, um die Felsen unterhalb des „Hirschberg“ zu erreichen. Wer den Weg von ca. 1 Stunde auf sich nimmt, wird dann allerdings mit einer tagesfüllenden Liste von Routen seines angestrebten Schwierigkeitsgrades belohnt. Neben einer Reihe von 5er- und 6er-Touren bietet das Gebiet auch Einiges für die Hardmover in den oberen Graden.
Auch die Gesteinsqualität ist sehr variabel im „Solarium“. Während in der oberern Wand hauptsächlich an kompakten Platten geklettert wird, trifft man im unteren Sektor auch auf konglomerat-ähnliche Wandbereiche. Die mehr oder weniger großen eingebackenen Kieselsteine halten überraschend gut, der Sektor ist durch zahlreiche Begehungen mittlerweile auch schon gut abgeklettert. Etwas rechts davon wird die Wand wieder kompakter und steiler, das Routenangebot bis hin zum 9. Grad jedoch wieder anspruchsvoller.
Auf ca. 1400 Meter Höhe hat man hier bereits ein richtig gute Aussicht auf die Allgäuer Voralpen-Gipfel. Die schönste Zeit im „Solarium“ bieten die Inversions-Wetterlagen vom Herbst bis ins Frühjahr hinein. Während es im Tal richtig frisch ist, klettert man in der Höhe angenehm in der Sonne. Im Hochsommer ist es hier sicher zu heiß zum Klettern …
Obere Wand
12 Routen im Schwierigkeitsgrad 5 bis 9, Wandhöhe bis 20 Meter, überwiegend plattige Kletterei
Untere Wand, linker Sektor
7 Routen im Schwierigkeitsgrad 5 bis 7, Wandhöhe bis 25 Meter, konglomerat-ähnliche Felsstrukturen
Untere Wand, rechter Sektor
5 Routen im Schwierigkeitsgrad 8 bis 9, Wandhöhe bis 20 Meter, steile kompakte Wandkletterei
Absicherung
Perfekt mit Klebehaken, gelegentlich auch Schwerstlastanker
Material
50-Meter-Einfachseil, 10 Exen
Ausgangspunkt
Bad Hindelang im Oberallgäu. Man fährt von Hindelang etwa in Ortsmitte Richtung Gailenberg. Nach ca. 500 m, dort wo rechts eine Staumauer sichtbar wird, befinden sich auf der linken Straßenseite Parkmöglichkeiten.
Zustieg
Man folgt stets dem Weg Richtung Hirschberg, der nach einer knappen Stunde am oberen Sektor vorbeiführt. Über einen schwach ausgetretenen Pfad gelangt man in wenigen Minuten zum unteren Sektor.
Topos
Kletterführer Allgäu-Rock, siehe www.gebro-verlag.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Pfannenhölzer-Grat Überschreitung
Manchmal ist es auch schön einfach nur zu Kraxeln und die Seele baumeln zu lassen. Kein schwerer Rucksack, kein Seil, keine Karabiner, morgens lediglich die Brotzeit, Trinkflasche und den Anorak einpacken. Peter und Charly wollten uns zu den Allgäuer Gras- und Schrofenbergen mitnehmen. Obwohl quasi vor unserer Haustüre gelegen, ist uns dieses Terrain fast schon abhanden gekommen. Jedes Wochenende steile glatte Wände, Schlüsselstellen, Bohrhaken, fernab von jeglichem Ursprung.
Back to the roots im Hintersteiner Tal, im Winter unternehmen wir hier gelegentlich Skitouren. An der Ostrach-Brücke versammelte sich noch der Mainstream, danach wird es schnell einsam. Wir wanderten durch den Buchenwald hinauf Richtung Eck Alpe, später weglos steil bergauf zur Mittagspitze. Ohne Peter und Charly hätten wir uns längst verlaufen. Der Almboden war von den „Schumpen“ (Jungvieh) den Sommer über umgeackert. Biker hätte man längst verbannt …
Auf der Mittagspitze die erste Rast, eine für mich völlig neue Umgebung, eine Wohltat mal was Neues zu erleben. Der Blick wurde frei zu den klassischen Allgäuer Gipfeln wie Bschießer, Gaishorn, Hochvogel, Großer Wilder, Schneck und wie sie alle heißen. Von wegen „die Seele baumeln lassen“. Mein Kommentar zum exponierten Abstieg von der Mittagspitze „da geh ich nicht runter“, verursachte großes Gelächter in der Runde. In einer Plaisir-Tour wär da längst ein Fixseil eingerichtet. OK, wird schon gehn. Ich war ja heuer auf dem Matterhorn, da ist das ganz normal. Der 20 Meter steile Abstieg im schrofigen 3er-Gelände erwies sich schließlich als griffig und abgeklettert. Trotz Absturzgelände alles halb so wild, Augen zu und durch, so marschierten wir den langen vor uns liegenden Weg weiter …
Der zackige Grat der „Pfannenhölzer“ verläuft von der Mittagspitze über eine ordentliche Strecke nach Westen Richtung „Kleiner Daumen“. Dabei überschreitet man unterwegs weitere Gipfel wie den „Spicher Kopf, Pfannenhölzer und das Kirchl“. Immer wieder trifft man auf kurze oder längere Klettereinlagen über verschieden Gratköpfe, die auch teilweise umgangen werden können. Dabei ist einiges an Gespür und Erfahrung für die richtige Wegfindung im schrofigen Steilgras gefragt. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auf dieser Tour absolute Voraussetzung. Dazwischen befinden sich immer wieder längere flache Gratabschnitte, die von Latschen durchsetzt sind. Und dann wieder der Abstieg in eine Senke, um den nächsten Gratturm zu besteigen. Die interessanteste Passage ist eine 50 Meter hohe Wand, die in schöner Kletterei im 3. Schwierigkeitsgrad durch einen Schlupfkamin und anschließend auf eine Gratkante führt.
Etwa auf halber Strecke trifft man auf den markanten „Spicher Kopf“, dem einzigen Gipfel mit Kreuz während der gesamten Gratwanderung. Das Gipfelbuch ist erst das zweite in der gesamten Geschichte dieses einsamen und entlegenen Bergs. Es sind nur wenige Einträge pro Saison nachzulesen. Vor einigen Jahren hat ein Unbekannter das Kruzifix am Gipfelkreuz abmontiert und weit abseits unter einem Steinhaufen versteckt. Durch Zufall wurde es wieder gefunden, restauriert und wieder an den ursprünglichen Ort versetzt.
Der relativ einfache Weiterweg führt schließlich auf den eher breiten Gipfel der „Pfannenhölzer“. Hier endet die offizielle Gratüberschreitung und es kann nach links über steile Wiesenhänge zu einem Wanderweg abgestiegen werden. Ambitionierte Alpinisten werden es sich jedoch nicht nehmen lassen, über’s Kirchl weiter zum „Kleinen Daumen“ zu steigen. Das zieht sich allerdings, dafür wird man mit einem fantastischen Blick ins Illertal und Alpenvorland belohnt …
Fazit
Die einsame Gratwanderung wird hauptsächlich von ortskundigen Einheimischen unternommen. Die Tour verläuft fernab vom Mainstream und ist vor allem für Liebhaber langer Alpiner Kraxeltouren ein besonderes Erlebnis. Sie bietet eine gute Alternative zu den bekannten Allgäuer Paradegipfeln bzw. Klettersteigen …
Anspruch
Kondition, Orientierungsvermögen und Trittsicherheit im weglosen Gelände sind hier gefragt. Es müssen exponierte Kletterpassagen bis zum 3. Schwierigkeitsgrad bewältigt werden, deshalb ist Schwindelfreiheit absolute Voraussetzung. Es kann auch ein Seil mitgenommen werden, um die steilsten Passagen abzusichern. Währen der ganzen Tour habe ich nur einen einzigen Schlaghaken gesehen, es kann aber auch an zahlreichen Felsköpfen mit Schlingen gesichert werden. Alles in allem ein tagesfüllendes Programm …
Zeitbedarf
Hinterstein – Mittagspitze ca. 2 bis 3 Stunden
Gratüberschreitung zum Gipfel „Pfannenhölzer“ ca. 3 bis 4 Stunden
Gratüberschreitung zum „Kleinen Daumen“ ca. 5 Stunden
Abstieg nach Hinterstein ca. 3 Stunden
Ausgangspunkt
Hinterstein im Oberallgäu. Ca. 6 Kilometer südlich von Bad Hindelang gelegen
Zustieg
Vom großen Wanderparkplatz über die Teerstraße Richtung Giebelhaus. Nach ca. 1,5 Kilometer Abzweigung nach rechts über die Ostrach-Brücke. Man folgt dem Weg zur Eck Alpe zunächst über Schotterwege, später über einen steilen Pfad durch einen Laubwald. Schließlich gelangt man auf freies Almgelände und verlässt den Weg bei einem Felsklotz nach links über steile Wiesenhänge hinauf zur Mittagspitze. Dies ist der Beginn der Gratüberschreitung. Ca. 2,5 Stunden vom Parkplatz.
Abstieg
Vom Gipfel der „Pfannenhölzer“ weglos nach links über Steilgras zum Wanderweg hinab, der zurück ins Tal führt. Teilweise schwierige Orienterung und Absturzgefahr. Deshalb ist es evtl. günstiger weiter Richtung Kirchl bzw. Kleiner Daumen zu steigen, um gefahrloser auf den Wanderweg zu treffen. Auf dem Talweg selbsterklärend nach links über die Mösle Alpe zurück nach Hinterstein. Ca. 3 Stunden.
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Pfannenhölzer-Grat Überschreitung
Manchmal ist es auch schön einfach nur zu Kraxeln und die Seele baumeln zu lassen. Kein schwerer Rucksack, kein Seil, keine Karabiner, morgens lediglich die Brotzeit, Trinkflasche und den Anorak einpacken. Peter und Charly wollten uns zu den Allgäuer Gras- und Schrofenbergen mitnehmen. Obwohl quasi vor unserer Haustüre gelegen, ist uns dieses Terrain fast schon abhanden gekommen. Jedes Wochenende steile glatte Wände, Schlüsselstellen, Bohrhaken, fernab von jeglichem Ursprung.
Back to the roots im Hintersteiner Tal, im Winter unternehmen wir hier gelegentlich Skitouren. An der Ostrach-Brücke versammelte sich noch der Mainstream, danach wird es schnell einsam. Wir wanderten durch den Buchenwald hinauf Richtung Eck Alpe, später weglos steil bergauf zur Mittagspitze. Ohne Peter und Charly hätten wir uns längst verlaufen. Der Almboden war von den „Schumpen“ (Jungvieh) den Sommer über umgeackert. Biker hätte man längst verbannt …
Auf der Mittagspitze die erste Rast, eine für mich völlig neue Umgebung, eine Wohltat mal was Neues zu erleben. Der Blick wurde frei zu den klassischen Allgäuer Gipfeln wie Bschießer, Gaishorn, Hochvogel, Großer Wilder, Schneck und wie sie alle heißen. Von wegen „die Seele baumeln lassen“. Mein Kommentar zum exponierten Abstieg von der Mittagspitze „da geh ich nicht runter“, verursachte großes Gelächter in der Runde. In einer Plaisir-Tour wär da längst ein Fixseil eingerichtet. OK, wird schon gehn. Ich war ja heuer auf dem Matterhorn, da ist das ganz normal. Der 20 Meter steile Abstieg im schrofigen 3er-Gelände erwies sich schließlich als griffig und abgeklettert. Trotz Absturzgelände alles halb so wild, Augen zu und durch, so marschierten wir den langen vor uns liegenden Weg weiter …
Der zackige Grat der „Pfannenhölzer“ verläuft von der Mittagspitze über eine ordentliche Strecke nach Westen Richtung „Kleiner Daumen“. Dabei überschreitet man unterwegs weitere Gipfel wie den „Spicher Kopf, Pfannenhölzer und das Kirchl“. Immer wieder trifft man auf kurze oder längere Klettereinlagen über verschieden Gratköpfe, die auch teilweise umgangen werden können. Dabei ist einiges an Gespür und Erfahrung für die richtige Wegfindung im schrofigen Steilgras gefragt. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auf dieser Tour absolute Voraussetzung. Dazwischen befinden sich immer wieder längere flache Gratabschnitte, die von Latschen durchsetzt sind. Und dann wieder der Abstieg in eine Senke, um den nächsten Gratturm zu besteigen. Die interessanteste Passage ist eine 50 Meter hohe Wand, die in schöner Kletterei im 3. Schwierigkeitsgrad durch einen Schlupfkamin und anschließend auf eine Gratkante führt.
Etwa auf halber Strecke trifft man auf den markanten „Spicher Kopf“, dem einzigen Gipfel mit Kreuz während der gesamten Gratwanderung. Das Gipfelbuch ist erst das zweite in der gesamten Geschichte dieses einsamen und entlegenen Bergs. Es sind nur wenige Einträge pro Saison nachzulesen. Vor einigen Jahren hat ein Unbekannter das Kruzifix am Gipfelkreuz abmontiert und weit abseits unter einem Steinhaufen versteckt. Durch Zufall wurde es wieder gefunden, restauriert und wieder an den ursprünglichen Ort versetzt.
Der relativ einfache Weiterweg führt schließlich auf den eher breiten Gipfel der „Pfannenhölzer“. Hier endet die offizielle Gratüberschreitung und es kann nach links über steile Wiesenhänge zu einem Wanderweg abgestiegen werden. Ambitionierte Alpinisten werden es sich jedoch nicht nehmen lassen, über’s Kirchl weiter zum „Kleinen Daumen“ zu steigen. Das zieht sich allerdings, dafür wird man mit einem fantastischen Blick ins Illertal und Alpenvorland belohnt …
Fazit
Die einsame Gratwanderung wird hauptsächlich von ortskundigen Einheimischen unternommen. Die Tour verläuft fernab vom Mainstream und ist vor allem für Liebhaber langer Alpiner Kraxeltouren ein besonderes Erlebnis. Sie bietet eine gute Alternative zu den bekannten Allgäuer Paradegipfeln bzw. Klettersteigen …
Anspruch
Kondition, Orientierungsvermögen und Trittsicherheit im weglosen Gelände sind hier gefragt. Es müssen exponierte Kletterpassagen bis zum 3. Schwierigkeitsgrad bewältigt werden, deshalb ist Schwindelfreiheit absolute Voraussetzung. Es kann auch ein Seil mitgenommen werden, um die steilsten Passagen abzusichern. Währen der ganzen Tour habe ich nur einen einzigen Schlaghaken gesehen, es kann aber auch an zahlreichen Felsköpfen mit Schlingen gesichert werden. Alles in allem ein tagesfüllendes Programm …
Zeitbedarf
Hinterstein – Mittagspitze ca. 2 bis 3 Stunden
Gratüberschreitung zum Gipfel „Pfannenhölzer“ ca. 3 bis 4 Stunden
Gratüberschreitung zum „Kleinen Daumen“ ca. 5 Stunden
Abstieg nach Hinterstein ca. 3 Stunden
Ausgangspunkt
Hinterstein im Oberallgäu. Ca. 6 Kilometer südlich von Bad Hindelang gelegen
Zustieg
Vom großen Wanderparkplatz über die Teerstraße Richtung Giebelhaus. Nach ca. 1,5 Kilometer Abzweigung nach rechts über die Ostrach-Brücke. Man folgt dem Weg zur Eck Alpe zunächst über Schotterwege, später über einen steilen Pfad durch einen Laubwald. Schließlich gelangt man auf freies Almgelände und verlässt den Weg bei einem Felsklotz nach links über steile Wiesenhänge hinauf zur Mittagspitze. Dies ist der Beginn der Gratüberschreitung. Ca. 2,5 Stunden vom Parkplatz.
Abstieg
Vom Gipfel der „Pfannenhölzer“ weglos nach links über Steilgras zum Wanderweg hinab, der zurück ins Tal führt. Teilweise schwierige Orienterung und Absturzgefahr. Deshalb ist es evtl. günstiger weiter Richtung Kirchl bzw. Kleiner Daumen zu steigen, um gefahrloser auf den Wanderweg zu treffen. Auf dem Talweg selbsterklärend nach links über die Mösle Alpe zurück nach Hinterstein. Ca. 3 Stunden.
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettergarten „Großer Gund“ am Nebelhorn
Ein Bericht des Erschließers David Fleischhauer
Am Nebelhorn ist ein neues Sportklettergebiet entstanden. Es handelt sich dabei um 11 Routen in den Schwierigkeitsgraden 6 bis 7. Die Felsqualität ist sehr kompakt und angenehm rau bzw. scharfkantig. Vielleicht wird es bald noch weitere Touren in der Nähe geben, dann lohnt sich auch die weite Anreise.
Der Klettergarten ist im Großen Gund südwestlich vom Nebelhorn-Gipfel auf einer Höhe von ca. 2000 m gelegen.
Die Wand selbst hat eine Ost-Ausrichtung und je nach Jahreszeit Sonne bis 12 Uhr. Deshalb sind die Bedingungen ideal für den Vormittag oder an heißen Sommertagen.
Um in das Klettergebiet zu gelangen, fährt man am besten mit der Nebelhornbahn bis zur Bergstation Höfatsblick hinauf. Nun wandert man über einen schmalen Wanderweg Richtung Gaißalphorn hinab und gelangt in ca. 20 Minuten zu den Felsen.
Besonders konditionsstarke Geher können natürlich auch den langen Weg von Oberstdorf auf sich nehmen! Dabei ist mit einer Zustiegszeit von ca. 2 Stunden zu rechnen.
Viel Spaß wünscht David
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettern am Besler
Der Besler befindet sich auf der Südseite des Riedbergpasses im Landkreis Oberallgäu. Die kurvige Straße führt von Obermaiselstein hinüber nach Balderschwang und weiter ins österreichische Vorarlberg. Aufgrund des relativ hohen Ausgangspunktes von 1407 m starten die Allgäuer von der Passhöhe aus ihre ersten Skitouren auf das Riedberger Horn, wenn der erste Schnee bereits liegen bleibt.
Gegenüber thront der breite Kamm des Besler-Massivs. Von allen Seiten in felsiger Gestalt, bietet er ein Unzahl an Sportkletter-Möglichkeiten. Die Erschließer haben hier nichts ausgelassen, was natürlich auch reichlich Ärger mit Jägern und Naturschützern mit sich brachte. Auf der Homepage der IG-Klettern-Allgäu sind die aktuellen Einschränkungen nachzulesen. Siehe www.ig-klettern-allgaeu.de. Philipp Kindt von der IG-Klettern-Allgäu dokumentierte eine Kletterkonzeption, die mit allen Beteiligten ausgehandelt wurde. Siehe http://all-climb.de
Vor allem die Südseite des Besler bietet ein üppiges Angebot an mittelschweren Routen vom 5. bis 7. Schwierigkeitsgrad und ist deshalb auch der meistbesuchte Sektor am Besler. Die bis zu 50 Meter hohe Südwand wird von einem Band durchzogen, auf dem verschieden Standplätze eingerichtet wurden. So können gelegentlich auch zwei Seillängen übereinander geklettert werden.
Der raue, oft wasserzerfressene Hochgebirgskalk ist äußerst kompakt und trocknet nach Regenfällen schnell wieder ab. Der Klettergarten liegt in einer idyllischen Almlandschaft incl. Kuhglocken-Geläute und bietet einen eindrucksvollen Blick auf den Allgäuer Hauptkamm mit dem Großen Widderstein.
Im Laufe der Zeit wurden immer wieder neue Linien entdeckt und sämtliche ältere Routen saniert. Die Absicherung kann mittlerweile als vorbildlich bezeichnet werden. Von Süden betrachtet, bietet vor allem der linke obere Bereich einige gute Sportkletter-Touren, an die sich auch weniger Geübte rantasten können. Der Fels ist für Allgäuer Verhältnisse richtig schön und aufgrund der relativen Abgeschiedenheit noch wenig abgespeckt.
Ein tolles Video über das Sportklettern am Besler gibt es bei https://vimeo.com
Belserkopf
Kleine Wand auf der Nordseite des Massivs. 5 Routen im Schwierigkeitsgrad 5 bis 7.
Beslerwand
Große Wand auf der Nordseite des Massivs. 20 Routen im Schwierigkeitsgrad 6 bis 10. Überwiegend von Walter Hölzler eingerichtet.
Besler
Breite Wand auf der Südseite des Massivs. 50 Routen im Schwierigkeitsgrad 4 bis 8 mit bis zu zwei Seillängen. Aufgeteilt in mehrere Sektoren in sonniger Lage. Hier entstanden die ersten Routen am Besler, und es kamen immer wieder neue Linien von verschiedenen Erstbegehern dazu.
Schafkopf
Kleiner Sektor auf der Südseite des Massivs. Conny Heberle richtete hier 5 Routen im 8. und 9. Grad ein. Beeindruckende Linien in hervorragendem Fels. Leider darf nichts mehr dazu erschlossen werden.
Klettersteig
Mittlerweile gibt es hier auch einen Klettersteig. Siehe https://www.bergsteigen.com
Absicherung
Perfekt mit Bohrhaken. Umlenkungen mit Ketten und Karabiner
Material
70-Meter-Einfachseil. Je nach vertikaler Aneinanderreihung der Seillängen bis zu 14 Exen. Evtl. Abseilausrüstung
Zustieg
Ca. 100 Meter westlich der Einfahrt zur Grasgehren Hütte Richtung Balderschwang befindet sich ein Parkplatz. Von hier folgt man dem Wanderweg über die Schönberg-Alpe zum Besler. Er führt zuerst über eine Weide, dann durch einen Wald, bis man an den markanten Felwänden unterhalb des Beslergrats ankommt. Hier befinden sich die ersten Kletterwände. Um auf die Südseite zu gelangen folgt man dem Weg weiter bis zum Wegweiser „Besler 15 min“. Hier biegt man rechts ab und gelangt auf einen Sattel. Die ersten Sektoren mit den leichteren Routen befinden sich gleich links und weiter über einen Höcker absteigend. Um in weitere Sektoren mit den etwas schwereren Linien zu gelangen, steigt man wenige Meter weiter ab. Vom Parkplatz ca. 1 Stunde.
Topo
Kletterführer Allgäu-Rock. Siehe www.gebro-verlag.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Schneck Ostwand
„Die Schneck-Ostwand ist nur mit Steigeisen und Eishaken zu bezwingen!“. Gerüchte dieser Art geisterten lange Zeit in den Köpfen der Kletterszene umher. Bis in die 70er Jahre hinein trauten sich nur wenige Kletterer in die Wand. Diverse Gruselgeschichten, grasdurchsetzter Fels und Kletterunfälle trugen sicher dazu bei. Der berühmte Anderl Heckmair holte sich 1949 die 5. Begehung und stufte sie schwerer als die „Comici“ an der Großen Zinne Nordwand ein. Wie sich später herausstellte, war die Erstbeghung von 1922 eine der ersten Kletterrouten im 6. Grad in den Alpen. Hut ab vor den Erstbegehern Philipp Risch & Gefährte aus Oberstdorf, die mit den damaligen Mitteln einen Weg durch die teilweise brüchige und abenteuerlich abweisende Wand fanden.
Zunehmend bessere Ausrüstung und moderne mobile Sicherungsgeräte ermöglichten im Laufe der Zeit jedoch immer mehr Alpinisten einen Durchstieg. So etablierte sich die Schneck-Ostwand mit knapp 1000 Begehungen bis zum Jahre 2018 zur vielleicht berühmtesten Klassischen Extremtour in den Allgäuer Bergen. Gemessen am heutigen Leistungsniveau und der sanften Sanierung ist die Tour für viele nicht mehr wirklich schwer. Was hier zählt, ist die Abgeschiedenheit, der nach wie vor Alpine Charakter und die historische Geschichte der Wand.
Aus der Ferne betrachtet erscheint der markante Gipfel wie ein schneckenartiger Höcker und ist neben der Höfats einer der fotogensten Grasberge in den Allgäuer Alpen. Wer den langen mehrstündigen Anstieg durchs Hintersteiner Tal auf sich nimmt, wird durch landschaftlich schöne Eindrücke belohnt. Die über 200 m steil abfallende Ostwand des Schnecks erinnert wegen seiner teils gelben Felszonen auch ein wenig an typische Dolomitenwände.
Besonders sehenswert ist das historische Wandbuch am Stand der 3. Seillänge. Es scheint noch immer das erste Buch zu sein, mit mittlerweile fast Tausend Einträgen. Die ersten 10 bis 20 Begeher wurden nachgetragen und waren teilweise schwer nachvollziehbar. Viele Namen der Allgäuer Kletterszene und darüber hinaus sind hier nachzulesen; Solobegehungen von Egbert Lehner, Anderl Heckmair usw., um nur einige zu nennen.
Mittlerweile gibt es hier auch einige Routen moderner Prägung wie „Das Graue Element (8), Zinnenfeeling (8-) und Schöne Zeit (7)“. Das ebenfalls neuere „Schneckgespenst (7-)“ kreuzt die Klassische Ostwand am ersten Standplatz. Am Ausstieg der Klassischen Route kann nach rechts über die letzten beiden Seillängen des „Schneckgespenst“ weiter auf den Gipfel geklettert werden. Dies ist ein lohnender Abschluss, weitere schöne Klettermeter, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Herbst 2018. Am Wandfuß angekommen, begrüßten uns mehrere Kletterer im „Schneckgespenst“ mit „Flugübungen“ samt herabfallenden Steinen, so flüchteten wir schnell in die nahegelegene Gufel. Hier befindet sich am linken Rand der Einstieg in die Klassische-Ostwand-Führe. Die erste Seillänge vermittelt gleich den richtigen Eindruck, wer dies schafft bekommt die Eintrittskarte für den Rest der Route. Vor allem im unteren Teil trifft man auf eigenartige Fels-Schichtungen mit teils wackeligen Zangengriffen und schräg eingelagerten Kanten. Das Gestein ist in der „Klassischen“ nach zahlreichen Begehungen mittlerweile gut abgeklettert, aber dennoch nicht immer ganz fest.
- Seillänge
Zum ersten Haken sind es geschätzte 6 Meter, abdrängend und exponiert mit Tendenz zum Grounder. Irgendwie fühlt sich das hier alles gleich an, und so ist auch die eigentliche Schlüsselstelle (6+) in der ersten Seillänge nur schwer auszumachen. Zwischen den Haken ist luftiges Klettern angesagt bis man den ersten gemeinsamen Stand mit dem Schneckgespenst erreicht.
- Seillänge
Sie führt S-förmig über einen Überhang nach rechts auf ein geräumiges Band. Vergleichbar mit dem Charakter der ersten Länge, mit 6 bewertet etwas leichter.
- Seillänge
Ein Band führt nach rechts durch eine leichte, aber etwas brüchige Passage in eine Verschneidung. Hier nach links in angenehmer Kletterei (5+), die sich gut absichern lässt, auf einen Absatz am Wandbuch. Der Aufenthalt am Stand kann sich ziehen, bis das historische Buch durchgeblättert ist.
- Seillänge
Exponierter Quergang im 6. Grad nach links. Gut gesichert, jedoch zwingend zu klettern. Erinnert wegen des gelblichen Gesteins und der Ausgesetztheit an die Dolomiten. Gegen Ende luftig ansteigend zum 4. Stand.
- Seillänge
Durch eine grasige Verschneidung nach links in eine Nische. Wenig Haken, teilweise mit Schlingen und Friends zusätzlich absicherbar. Nach längeren Regenfällen etwas feucht.
- Seillänge
Diagonal nach rechts. Zu Beginn noch Felskletterei, die immer mehr in Steilgras überleitet. Insgesamt schlecht absicherbar und moralisch gewöhnungsbedürftig. Bei Nässe besonders unangenehm.
Am Ende der Route kann über ein Band nach links zum Normalweg hinausgequert werden. Es empfiehlt sich auf dem Band nach rechts zum „Schneckgespenst“ hinüber zu queren und weiter bis zum Gipfel zu klettern. Dieser Ausstieg bietet 2 weitere schöne Seilängen im 5. und 6. Schwierigkeitsgrad, teilweise exponiert und mit Bohrhaken sportlich abgesichert.
Schwierigkeit
6+ bzw. 6 obligatorisch, gelegentlich auch leichter. Zwischen den Haken muss tapfer geklettert werden. Die 6. Seillänge bietet letztendlich für die Gegend typisch steile Graskletterei.
Absicherung
Die Stände sind mit Bohrhaken ausgestattet. Dazwischen befinden sich gelegentliche Klebe- oder Normalhaken in teilweise weiteren Abständen. Mit Keilen, Friends und Schlingen kann die Absicherung aber immer wieder aufgebessert werden. Manche Placements sind bereits deutlich abgenutzt.
Material
Doppelseil, 10 Exen, Keile und Friends, Schlingen. Evtl. Abseilausrüstung
Talort
Hinterstein im Oberallgäu. Der Parkplatz befindet sich am oberen Ortsende. Der Weiterweg zum Giebelhaus ist für den öffentlichen Verkehr gesperrt.
Zustieg
Da sich keine Hütten für eine Übernachtung anbieten, ist ein früher Aufbruch bzw. Biwak empfehlenswert. Von Hinterstein mit dem Bike zum Giebelhaus und weiter zur Pointhütte. (12 Kilometer bzw. 1,5 Stunden. Bikedepot bzw. Biwak). Unmittelbar nach der Hütte rechts über einen steilen Schotterweg hinauf und später linkshaltend zu einer kleinen Almhütte. Von hier über Almwiesen in Richtung Schneck-Ostwand, die bereits gut sichtbar ist. Man erreicht einen Wanderweg und umrundet linkshaltend einen großen Hügel. Später verlässt man den Weg nach rechts und schreitet über wegloses Gelände unter die Ostwand. Von Hinterstein ca. 3,5 Stunden.
Abstieg
a) Fußabstieg über den Normalweg. Zu Beginn muss eine schmale exponierte Felsrippe überwunden werden. Danach über den ausgetretenen Normalweg und entlang der Beschilderung zurück zur Pointhütte. Ca. 1,5 Stunden. Wegen der landschaftlichen Eindrücke ins benachbarte Oytal empfehlenswert
b) Über die Abseilpiste durch die Nordwand. Die erste Kette befindet sich wenige Meter östlich des Gipfels direkt am Grat. 3mal Abseilen und mehrmaliges Queren auf Bändern. Am Ende über Schrofen und Geröll zurück zum Einstieg. Ca. 40 Minuten.
Topos
Kletterführer Allgäu & Ammergau, Panico Verlag, https://www.panico.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Burgberger Hörnle-Südgart
Das „Burgberger Hörnle“ sei ein Single-Treff, heißt es in Insider-Kreisen. Wie dem auch sei, die dem Grünten vorgelagerte Fels-Pyramide ist stets gut besucht und bietet neben dem Normalweg mehrere Anstiege mit Kraxel-Charakter. Fast das ganze Jahr über tummeln sich hier die Kletterer an den südseitig exponierten Graten, die auch im Winter meist schneefrei sind.
Neben dem etwas leichteren „Aurikelgrat“ ist vor allem der „Südgrat“ sehr beliebt. Wer den Einstieg durch die Botanik einmal gefunden hat, wird mit landschaftlich schöner Kletterei und herrlichen Tiefblicken belohnt. Der Anstieg verläuft meist über eine ausgesetzte Grat-Kante am rechten Rand einer schiefen Ebene. Einige Graspolster stören dabei kaum und es kann die vielfältige Flora bestaunt werden. Im oberen Teil stellt sich ein Überhang in den Weg, der mit 4+ die Schlüsselstelle in der Tour bildet.
Der Abstieg verläuft über einen kurzen drahtseilversicherten Klettersteig, dem Normalweg auf das Burgberger Hörnle. Von hier aus kann auf den aussichtsreichen Gipfel des Grünten, dem „Wächter des Allgäus“, weitergestiegen werden. Im Abstieg kommt man schließlich am Grüntenhaus vorbei, das sich für eine wohlverdiente Brotzeit oder auch Übernachtung anbietet. Die Hütte bietet im Sommer ein regelmäßiges Kultur-Programm, das einen Besuch lohnt …
Schwierigkeit
In der Schlüsselstelle maximal 4+, die meiste Kletterei bewegt sich im 2. bis 3. Schwierigkeitsgrad.
Absicherung
Die Schlüsselstelle im Überhang ist sehr gut mit zwei Ringhaken abgesichert. Sie kann auch A-Null geklettert werden. An den meisten Ständen befinden sich zwei Klebehaken. Gelegentlich kann auch an Bäumen gesichert werden. An den exponierten Stellen befinden sich wenige Zwischenhaken.
Material
50-Meter-Einfachseil, 5 Exen, Schlingen
Ausgangspunkt
Burgberg im Oberallgäu. Man fährt die Teerstraße Richtung Gasthof Alpenblick hinauf. Bei der Alpe Weiherle befindet sich ein Parkplatz.
Zustieg
Vom Parkplatz über einen Pfad geradeaus hoch Richtung Grünten. Man erreicht einen Schotterweg, und verfolgt diesen bis zum Schild „Burgberger Hörnle, nur für Geübte“. Hier über einen ausgetretenen Pfad nach links. Nach ca. 10 Minuten gelangt man zu einer markanten Baumstumpf-Spitze auf der rechten Seite. Hier verlässt man den Pfad nach rechts und gelangt über Wegspuren und Serpentinen nach links hinauf zum Einstieg mit einer Gedenktafel. Vorsicht: Eine Abzweigung bei einer grasigen Schlucht nach links führt hinauf zum Aurikelgrat. Vom Parkplatz ca. 1 Stunde.
Abstieg
Vom Gipfel über Drahtseile hinab zum Wanderweg. Nun nach links zum Grüntenhaus bzw. nach rechts ins Tal.
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettern im Hirschtobel
Ein Bericht von Philipp Munkler
Steht man an der Kanzel bei der Oberjoch-Pass-Straße, so schweift der Blick eines Kletterers automatisch in Richtung der riesigen Grotte des Hirschtobels. Dass es hier mittlerweile fast 40 Touren in allen Schwierigkeitsgraden gibt, wissen die meisten jedoch nicht.
Einige leichte Touren im 5. Schwierigkeitsgrad bietet der Sektor „Chilliger Putzi“. Dieser liegt eigentlich an einem Felsriegel neben der Grotte und versteckt sich etwas im Wald. Wer hingegen auf der Suche nach Sonne pur ist, kann sich an der südseitigen „Hirschnase“ gegenüber austoben. Neben dem gemütlichen „Faultier“ (6-) können sich hier die Kletterer mit kräftigen Unterarmen an der „Saufnase“ (8) versuchen.
Etliche Touren im 6. bis 7. Schwierigkeitsgrad befinden sich in den Sektoren „Platte“ und „Mogli“. Die Routen sind in diesem Bereich alle sehr vielseitig. Die Sportkletter-Tour „Willkommen in der Türkei“ (7) ist mittlerweile schon recht beliebt und bietet abwechslungsreiche Klettermeter. Der Genießer hingegen findet in der „Bierhenkelparade“ (6-) viele große Griffe.
Kurz und kräftig … so lautet das Motto an der kleinen Grotte. Hier gibt es kurze und stark überhängende Linien, die vor allem die Maximalkraft fordern.
So richtig steil wird es im oberen Bereich, direkt links und rechts der Grotte. Sehr lohnende Touren gibt es hier im 8. und 9. Schwierigkeitsgrad. Der „Klettergott & die 7 Jungfrauen“ (9-/9) gehört mit Sicherheit zu den besten Touren in diesem Sektor.
Die längste Tour im Gebiet mit zwei Seillängen in steilem Fels ist „Rectus Abdominis“ (8/8+).
Die schwerste Tour „Peniskante“ (9+) hat einen knallharten Boulder-Einstieg und bietet im Anschluss pumpige Klettermeter bis zum Top.
Absicherung
Die Touren sind mit Schwerlast-Ankern sehr gut abgesichert
Material
60m-Einfachseil, 12 Exen. Ein Helm ist wegen des darüber verkehrenden Rotwilds anzuraten.
Talort
Bad Hindelang im Oberallgäu
Topos
Kletterführer Allgäu Rock, https://www.gebro-verlag.de/gebro/allgaeu.htm
Video
Ein sehr schönes Video dazu gibts bei https://www.youtube.com/watch?v=TfG7Vpkq1ng
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettergarten Klingenbichl
Beim ersten Betreten des Klettergartens kamen zunächst Zweifel auf, ob wir hier überhaupt richtig sind. Ein Chaos an Blöcken und umgeknickten Bäumen zeugen im linken Wandbereich von einem Bergsturz aus jüngerer Zeit. Ein paar Meter weiter wird der Wandfuß wieder ebener, wir befanden uns im rechten Sektor mit den leichteren Routen. Der Blick nach oben: Naja, so richtig einladend sieht das hier nicht aus, aber immerhin einfach, und wir wollten unsere Aspiranten heute ja nicht überfordern. Wir ließen uns überraschen …
Dieser Klettergarten gehört der Alpinschule Oberstdorf und wird oft zu Übungszwecken verwendet. Größere kommerzielle Gruppen sollten sich dort anmelden und auch eine Gebühr entrichten. Für Privatpersonen scheint das Klettern in diesem Kleinod jedoch kein Problem zu sein. Dass Chalk im Sandstein weder erforderlich, noch förderlich ist, interessiert hier offenbar auch niemanden.
Der erste Eindruck täuschte. Bereits nach den ersten Klettermetern kam bei unseren Freunden so richtig Laune auf. Die leichten Routen im 3. Bis 4. Schwierigkeitsgrad sind wirklich gut gesichert und man kann auch mal gefahrlos vorsteigen. Gelegentliches Laub auf den Absätzen stört hier kaum. Ganz rechts dominiert Plattenkletterei mit Leisten, wo die Reibung der Sohlen angetestet werden kann. Der zentrale Sektor bietet gestufte Verschneidungskletterei mit Absätzen, Bäuchen und nach oben hinaus steile Wändchen. Hier sind bei einer Höhe von 30 Metern mehrere Zwischenstände eingerichtet und es kann das Mehrseillängen-Klettern geübt werden. Einige Routen im 5. bis 6. Schwierigkeitsgrad überraschen aber auch immer wieder mit tollen Kletterpassagen, die gar nicht so leicht sind wie vermutet. Lediglich unsere Abschluss-Tour, die „Speckschwarte“ (8-) ganz links, machte ihrem Namen alle Ehre …
So ist das Klettergebiet bei Klingenbichl vor allem für Anfänger, Kurse und Kletterer in den unteren Graden interessant. Vielleicht ist dies das beste Einstieger-Gebiet im Raum Allgäu. Die für die Gegend untypischen Sandstein-Felsen liegen idyllisch in einer waldreichen Umgebung und sind besonders für heiße Sommertage geeignet. Der Zugang ist denkbar einfach und kann auch mit Kindern bewältigt werden. Und nach dem Klettern ab ins nahegelegene Oberstdorf, in eine der zahlreichen Eisdielen …
Die Sektoren
Linker Wandbereich: Ganz links befinden sich noch wenige Routen mit steiler schwerer Wand- und Leistenkletterei in den oberen Graden. Der Rest wurde durch einen Bergsturz zerstört.
Mittlerer Wandbereich: Blockiger Teil mit Absätzen. Nach oben hin steilt sich die Wand meist auf und der Schwierigkeitsgrad legt zu. Mit bis zu 30 Meter die längsten Routen im Gebiet. Es sind mehrere Zwischenstände eingerichtet, wo das Mehrseillängen-Klettern trainiert werden kann.
Rechter Wandbereich: Vorwiegend leicht geneigte Plattenkletterei. Wandhöhe ca. 15 Meter. Gut gesichert, anfängertauglich, die leichtesten Routen im Klettergarten.
Routenangebot
Schwierigkeitsgrad 3 7 Routen
Schwierigkeitsgrad 4 3 Routen
Schwierigkeitsgrad 5 8 Routen
Schwierigkeitsgrad 6 3 Routen
Schwierigkeitsgrad 7 1 Route
Schwierigkeitsgrad 8 3 Routen
Schwierigkeitsgrad 9 1 Route
Material
70-Meter-Einfachseil
10 Exen
Helm
Absicherung
Perfekt mit Klebehaken und Schwerlastankern. Die Stände sind mit Umlenkungen eingerichtet (kein Fädeln nötig).
Ausgangspunkt
Von Sonthofen kommend parkt man am zweiten Kreisverkehr vor Oberstdorf auf der rechten Seite (Parkplatz P1).
Zugang
Eine Brücke führt nach rechts über den Bach. Nun folgt man dem Schotterweg nach links, der zur kleinen Ortschaft Klingenbichl führt. Ein paar hundert Meter weiter biegt man nach der zweiten Holzhütte nach rechts in den Wald ab. Über einen breiten Weg gelangt man zu den Kletterfelsen. Vom Parkplatz ca. 15 Minuten. (Anmerkung: Im Kletterführer Allgäu-Rock wird der Zugang von der ersten Holzhütte über einen Trampelpfad beschrieben. Dies ist nicht mehr möglich, weil der Zugang durch einen Zaun abgegrenzt wurde.)
Topo
Kletterführer Allgäu-Rock www.gebro-verlag.de
Weitere Tourenberichte von Peter Schwarzmann unter www.allgaeu-plaisir.de.
Klettergarten Grauer Stein
In unzähligen Arbeitsstunden haben Hermine und Heinz Sommer den alten Klettergarten „Grauer Stein“ bei Burgberg im Oberallgäu auf vordermann gebracht. Neben umfangreichen Sanierungsarbeiten kamen einige neue Linien von Happy Hanser und Walter Hölzler hinzu. Ein Sammelsurium unterschiedlicher Gesteinsarten wie gneisartige Reibungsplatten, brüchig anmutende Schieferplatten und solides Kalkgestein werden hier geboten.
Der kurze Zustieg von ca. 5 Minuten, die sonnige und windgeschützte Lage sorgen für regelmäßigen Kletterbetrieb bis in den Herbst hinein. Je nach Tageszeit kann an heißen Sommertagen durch die waldige Umgebung auch im Schatten geklettert werden. Die plattigen Routen trocknen nach Regenfällen jedoch nur langsam ab. Aufgrund des teilweise exponierten Zustiegs und Wandfuß ist das Klettergebiet nur bedingt familienfreundlich. Dazu kommen im zentralen Sektor die weiten Hakenabstände mit Tendenz zum Grounder, die einen sicheren und mutigen Vorsteiger verlangen.
Auf den ersten Blick bietet der Klettergarten ein eher untypisches Ambiente. Dennoch ist das Angebot mit über 50 Routen nicht zu verachten: Vom gut gesicherten Plattenschleicher bis zur athletischen Ausdauertour ist hier für jeden Geschmack etwas geboten.
Sektor Kleine Platte
Bietet kurze gut gesicherte Reibungsklettereien, die leichtesten im Gebiet. Nach oben hinaus (Zwischenstände) mit anstrengenden Überhängen gewürzt. Wandhöhe bis 18 m, 15 Routen von 3+ bis 8+. Am ehesten für Einsteiger geeignet.
Zentraler Sektor rechts
Die längsten Routen im Klettergarten. 70-Meter-Seil ratsam, Zwischenstände vorhanden. Plattencharakter mit vielen Dellen und Kanten. Gute Stehtechnik erforderlich. Weite Hakenabstände mit alpinem Charakter. Wandhöhe bis 35 m, 10 Routen von 5+ bis 7-.
Zentraler Sektor links
Der steilste Sektor mit den schwersten Routen des Klettergartens. Kompaktes Kalkgestein. Gut gesichert. Am rechten Wandfuß brüchige Schieferplatten. Wandhöhe bis 40 m, ca. 15 Routen mit Varianten von 4+ bis 8+.
Linker Sektor (Westwand)
Meist im Schatten gelegen. Gut gesichert. Neben einer Einsteigertour meist athletische, schwere Kletterei. Wandhöhe bis 25 m, ca. 7 Routen von 5+ bis 8+
Fakten
70-Meter-Einfachseil
Wandhöhe: 15 bis 40 Meter
Routenanzahl: ca. 50
Schwierigkeiten: 3+ bis 8+
Absicherung: überwiegend gut mit Klebehaken und Schwerlastanker
Expostition: Südost bis Südwest
Anfängertauglich: bedingt
Ausgangspunkt
Burgberg im Oberallgäu. Man fährt von Burgberg hinauf Richtung Grünten. Der gebührenpflichtige Parkplatz befindet sich ca. 100 Meter vor dem Gasthof Alpenblick auf der rechten Seite.
Zustieg
Man steigt zu Beginn des Parkplatzes über einen Zaun und gelangt auf eine Wiese. Ein ausgetretener Pfad führt leicht rechtshaltend in den Wald. Nun teilweise ausgesetzt und seilversichert zu den verschiedenen Sektoren
Topos
Ein Topo mit den Routen des Gebiets hängt an einem Baum im zentralen Sektor
Kletterführer Allgäu-Rock: www.gebro-verlag.de
Webinfo: www.walter-hoelzler.de
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Rubihorn Nordwand
Die Wasserfälle unterhalb der Gaißalpseen sind im Winter ein beliebtes Revier der Eiskletterer. Die Überschaubarkeit von ca. 1 bis 5 Seillängen und moderate Schwierigkeiten bis M 3 sorgen bei guten Verhältnissen gelegentlich für regen Betrieb. Infolge der Klimaerwärmung lassen Wärmeeinbrüche oder Dauerregen das kostbare Eis jedoch immer wieder dahinschmelzen.
Seit der Jahrtausendwende ist nun auch die nahegelegene Nordwand des Rubihorns in den Blickpunkt der Winterbergsteiger gerückt. Bereits auf der Schnellstraße von Sonthofen nach Oberstdorf fällt die mächtige Wand, die aus einer bestimmten Perspektive fast schon wie der Eiger aussieht, linkerhand ins Auge. Lange Zeit unbeachtet, doch im Zeitalter des Mixed-Kletterns gehört sie mittlerweile zum begehrten Ziel der einschlägigen Szene. Der relativ kurze und einfache Zustieg trugen sicher mit dazu bei. Seit der Veröffentlichung in Eiskletterführern und durch zahlreiche Internet-Beiträge wuchs die Bekanntheit auch über die Grenzen des Oberallgäus hinaus.
Die Rubihorn Nordwand ist ein kleines Testpiece für größere Alpine Unternehmungen. Mittlerweile existieren in der Wand ca. eine Handvoll Touren unterschiedlichen Anspruchs. Der leichteste Aufstieg ist die Klassische Nordwand-Führe mit moderaten Schwierigkeiten bis M 4. Etwas schwerere Routen wie „Carpe Diem, Eis am Stil, Ruby Tuesday und Ice on the Rocks“ wurden u. a. von dem bekannten Local Walter Hölzler oder Alban Glaser aus der Ulmer Kletterszene erstbegangen. Diese Anstiege sollten trotz vorhandener Bohrhaken nicht unterschätzt werden. Vor nicht allzu langer Zeit wurden hier trotz vorhandener Abseilpisten mehrere Seilschaften bei Dunkelheit mit dem Hubschrauber rausgeflogen. Von der nahegelegenen Gaißalpe wurden Scheinwerfer auf die Wand gerichtet und dadurch die Rettung in der Nacht ermöglicht.
Mein erster Durchstieg durch die Klassische Nordwand-Führe war ein Plaisir-Erlebnis. Gut gesetzter, leicht angefrorener Schnee im März und vorhandene Spuren ließen uns schnell vorankommen. Bei einer weiteren, aktuellen Begehung wollten wir die „Carpe Diem“ antesten. Bereits in der ersten Seillänge wurden wir von Spindrifts und Lockerschnee-Lawinen mehrmals überschüttet. Schnell wurde klar, die „Klassische“ ist an diesem Tag die bessere Option. Der für den Abend angekündigte Wetterumschwung setzte jedoch bereits mittags ein, die Neuschneemenge nahm unaufhaltsam zu. Nachdem wir bereits am Wandbuch angekommen und die Hauptschwierigkeiten hinter uns waren, entschieden wir uns für die Flucht nach vorn. Es folgte eine endlos lange Wühlerei bis zum Hals Richtung Gipfel, abgehende Neuschnee-Schichten und kurz vor dem erreichten Ziel eine herabbrechende Wächte. Auf dem Gipfel waren wir im Schneesturm nah dran den Heli zu rufen …
Der Abstieg, im Führer steht da lapidar „über den Sommerweg“. Super, heute sah das alles ganz anders aus wie im Sommer bzw. bei meiner früheren Begehung. Massenhaft Schnee, Lawinengefahr, schlechte Sicht. Aus der Ferne erkannten wir ein Gedenkreuz und die Wegweiser zurück ins Tal. Es folgte die obligatorische Wühlerei durch meterhohen Schnee hinüber bis zur Gratkante. Mit dem Seil an den Wegweisern gesichert, brachen wir eine Wächte ab und rutschten über den Steilhang zum Unteren Gaisalpsee hinab. Gerettet, möchte man meinen. Der Rückweg zur Gaisalpe im meterhohen Sink-Schnee zog sich dahin und führte ohne vorhandene Wegspuren, dafür zahllos irreführende Wildpfade, in der Dunkelheit Richtung Nirvana. Mit Stirnlampen, viel Glück und dem richtigen Riecher gelangten wir schließlich völlig durchnässt wieder am Parkplatz an …
Schwierigkeit
Die Rubihorn-Nordwand ist auf der Klassischen Route bei guten Verhältnissen für geübte Allrounder sicher kein allzu großes Problem. Bei geringer und gut gesetzter Schneemenge können weite Strecken zügig durchstiegen werden. In der unteren Hälfte befinden sich gelegentliche Felspassagen bis zum 4. Mixed-Schwierigkeitsgrad, die Felsqualität ist meist gut. Eingestreute, gefrorene Grasnarben erlauben teilweise eisähnliches Klettern. Auf dem gängigen Wanddurchstieg besteht je nach Verhältnissen jedoch selten Eisberührung. Trotzdem ist das Klettern mit Steigeisen und Eisgeräten an den Steilstufen vorteilhaft. Nach dem Mixed-Felsteil lassen die Schwierigkeiten deutlich nach. Der obere Wandbereich bietet steile Schneehänge bis zu 45 Grad Neigung. Bei größeren Neuschneemengen und nicht vorhandenen Spuren ist mit anstrengender Wühlerei und Lawinengefahr zu rechnen. Die Wand kann schon sehr früh im Winter bei geringer Schneelage durchstiegen werden. Sie wurde außerdem schon mehrmals mit Skiern befahren.
Absicherung
In den Felspassagen befinden sich richtungsweisende mit Normalhaken und Schlingen gesicherte Stände. Im Bereich des Wandbuchs und eine Seillänge darunter trifft man auf Bohrhaken von Überschneidungen anderer Routen. Dazwischen muss die Absicherung überwiegend selbst vorgenommen werden. In den Felszonen können gelegentlich Friends und Schlingen gelegt werden. Je nach Schneemenge stößt man vereinzelt auf vorhandene Normalhaken oder Schlingen. Gelegentlich kann auch an Latschen gesichert werden. Die weiten Schneehänge werden meist am laufenden Seil begangen.
Material
Einfachseil, 6 Exen, Schlingen, kleine bis mittelgroße Friends, Steigeisen, Eisgeräte, Helm, Gamaschen.
Talort
Reichenbach (867 m). Zwischen Sonthofen und Oberstdorf in den Allgäuer Alpen. Der Parkplatz für die Gaisalpe liegt am oberen Ortsrand.
Zustieg
Man folgt der Straße Richtung Gaisalpe. Weiter oben nicht nach links zur Gaisalpe, sondern geradeaus über den Forstweg weiter durch den Wald. Später führt ein meist ausgetretener Pfad rechts unterhalb der Richtersalpe zu den Gaißalpfällen bzw. unter die Rubihorn-Nordwand. Hier nach rechts über das langgezogene Schneefeld geradeaus empor und bis an dessen Ende aufsteigen. Auf einem vorgelagerten Sport stehen ein paar Latschekiefern. Der nahezu ebene Rastplatz bietet sich für das Anseilen an.
Orientierung
Vom Rastplatz über das Schneefeld zunächst geradeaus empor. Danach je nach Einhaltung der Stände ca. 5 Seillängen konstant diagonal rechtshaltend. Man klettert stets auf dem leichtesten bzw. logischsten Weg über verschneite Platten, kurze Gullys und Aufschwünge empor. Dabei sind auch gelegentlich schwierigere Varianten möglich. Am Ende des Felsteils gelangt man über ein langgezogenes Schneefeld 2 Seillängen hinauf zu einem Felsriegel mit Stand. Von hier geht es weitere 2 Seillängen empor, die zu einem großen markanten Felsdreieck mit Stand am Bohrhaken mit roter Schlinge führen. Nun ca. 30 Meter entlang der Wand nach links zum Wandbuch mit Bohrhakenstand. Von hier ausgesetzt wieder etwas links haltend und anschließend über das langgezogene Schneefeld geradeaus empor Richtung Gipfel. Gelegentlich kann an Felsköpfen oder Latschen gesichert werden. Hier wird meist am laufenden Seil gegangen.
Abstieg
Bei geringer Schneemenge sind Spuren des Normalwegs zu erkennen. Man steigt vom Gipfel ca. 100 m Richtung Süden (Oberstdorf) ab. Anschließend quert man nach links unter mehreren Felstürmen in Richtung des markanten Grates, der die West- und Ostflanke des Rubihorns voneinander trennt. In Kammnähe steigt man nach rechts zu einem Gedenkkreuz und Wegweiser ab. Man befindet sich nun in der Scharte am tiefsten Punkt des Grates. Hier steigt man nach Osten (Vorsicht Wächten) über den breiten Kessel, später linkshaltend durch einige Latschen zum Unteren Gaißalpsee ab. Rechterhand wird der Obere Gaißalpfall (100 m, M 3 bis 4) sichtbar. Der See wird etwas ansteigend rechts umgangen. Nun immer in nördliche Richtung an der rechten Hangseite entlang absteigen. Der Weg führt immer wieder durch kurze Waldstücke entlang des Sommerwegs, der meist eingeschneit ist. Bei nichtvorhandenen Spuren bzw. Wildpfade ist die Orientierung teilweise schwierig. Man gelangt schließlich zur Unteren Richtersalpe und weiter zum Forstweg hinab zum Ausgangspunkt.
Tourdaten
Zustieg zur Wand: ca. 1,5 Stunden
Kletterzeit: ca. 4 bis 5 Stunden
Abstieg: ca. 2,5 Stunden
Wandhöhe: ca. 500 m
Mixed-Bewertung: max. M 4
Hangneigung: bis max. 45 Grad
Beste Jahreszeit
Januar bis April
Unterkunft
Zahlreiche Unterkünfte im südlichen Oberallgäu
Literatur
Eiskletterführer „Bregenz bis Garmisch“, www.panico.de
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Klettern in Seltmans
Der Chef-Schrauber Eugen Huber, hat in zahllosen Arbeitsstunden einen Klettergarten im Allgäu geschaffen, der mittlerweile über 50 Sportklettertouren beinhaltet. Ein langgezogener Felsriegel bei Seltmans bietet nun schöne Loch- und Knubbel-Kletterei im Konglomerat-Fels mit Anfänger-Routen vom 2. bis zu überhängenden Boulderproblemen im 10. Schwierigkeitsgrad. Der Schwerpunkt liegt in den mittleren Graden mit steiler Wandkletterei. Der untere Wandbereich wurde vorbildlich mit Routennamen, Bänken und Treppen ausgestattet.
Der große Vorteil liegt an der geringen Zustiegszeit von ca. 2 Minuten. Somit lohnt sich das Klettern auch bei einem kleinen Zeitfenster oder unsicherem Wetter. In den überhängenden Sektoren kann auch bei leichtem Regen geklettert werden. Aufgrund der ostseitigen Lage und den vorgelagerten Laubbäumen ist der Klettergarten auch an heißen Sommertagen ein lohnendes Ziel.
Eugen ist auch Mitbegründer der ersten Kletterhalle im Allgäu, die sich im alten Fabrikgelände in der Nähe des Klettergartens befindet. Hier ist Kult und Old School angesagt, da wurden noch Griffe und Tritte mit Zement-Kleber modelliert, die an reale Felsstrukturen erinnern. Um immer mehr an Kletterhöhe zu gewinnen, erfolgte ein Deckendurchbruch nach dem anderen und die Anzahl der Routen ist (für mich) mittlerweile nicht mehr nachzuvollziehen. Dazu gibt es Boulderräume, Slack-Lines und Campus-Boards samt Caféteria. Eine gute Alternative zu den überlaufenen und lärmgeplagten Anlagen im restlichen Allgäu, oder wenn der Klettergarten im Regen versinkt …
Schwierigkeit
Ca. 50 Routen vom 2. bis 10. Schwierigkeitsgrad. Überwiegend Routen im 6. und 7. Grad.
Absicherung
Sehr enge Hakenabstände. Schwerlastanker und Klebehaken unterschiedlicher Qualität.
Wandhöhe
Bis zu 15 Meter
Topo
Sportkletterführer Allgäu-Rock, Gebro-Verlag
Anfahrt
Standort ist die kleine Ortschaft Seltmans auf der Hauptverkehrsstrecke zwischen Kempten und Isny. Von Kempten kommend befindet sich auf der linken Seite ein altes Fabrikgelände. Man biegt links ab und fährt gleich wieder nach rechts. Nach ca. 300 Metern befindet sich auf der linken Straßenseite eine Brücke. Parkmöglichkeiten am Straßenrand.
Zugang
Nach überqueren der Brücke gelangt man auf einem schmalen Pfad in ca. 2 Minuten zur bereits sichtbaren Wand.
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D’r Alt und d’r Jung am Sorgschrofen
Abgesehen von einer Besteigung vor langer Zeit über den Normalweg, sind wir jahrelang ahnungslos am Sorgschrofen vorbeigefahren, zielstrebig zu den hohen Wänden im Tannheimer Tal. Zwar gab es da im Allgäu-Führer mal ein Topo von „D’r Alt und d’r Jung“ (für die Nicht-Allgäuer: Wenn der Vater mit dem Sohne), aber diese Kletterroute erschien uns aus der Ferne betrachtet immer zu botanisch, unhomogen und wahrscheinlich zu brüchig.
Am letzten Wochenendtag vor dem Wintereinbruch 2016 hatten wir erst ab Mittag Zeit und es musste vor Saisonende noch unbedingt eine Mehrseillängen-Tour sein. So fuhren wir planlos Richtung Tannheimer Tal und kamen zur spontanen Entscheidung, dem Sorgschrofen einen Besuch abzustatten. Wir parkten unterhalb der Sorgalpe und liefen ohne nähere Beschreibung querfeldein über Wiesen und später durch den Wald kerzengerade hoch Richtung Zinken-Nordgrat, auf dem die Route „D’r Alt und d’r Jung“ verläuft. Der Zustieg über zuletzt steiles Schrofengelände ist nicht ganz einfach, aber mit unseren geübten pfandfinderischen Fähigkeiten fanden wir mit viel Glück und Phantasie den Einstieg. Ein Bohrhaken – wir waren richtig.
Von wegen „brüchig“. Von Anfang an war der Fels bombenfest, verschwenderisch griffig und richtig schön zu beklettern. Die ersten beiden Seillängen sind für einen 6er, wie in den wenigen verfügbaren Topos angegeben, gar nicht so leicht und man musste schon genauer hinsehen, um da „frei“ hochzukommen. Nach einer genüsslichen 5er-Länge erreichten wir einen Absatz mit anschließender Schrofenquerung bis zum nächsten Aufschwung.
Der Weiterweg war offensichtlich, immer entlang des Grates, von einem Pfeiler zum nächsten, dazwischen leichte Übergänge bis hin zum Gipfel. Wir waren zufrieden, die Neuentdeckung einer 10-Seillängen-Tour quasi vor der Haustüre, und die Kletterei für Allgäu-Verhältnisse verhältismäßig schön.
Der Abstieg vom Zinken. Wieder planlos, dafür selbsterklärend. Über einen originellen Durchschlupf und einen leichten Klettersteig erreichten wir nach der Gesamtüberschreitung des Sorgschrofen-Massivs den Hauptgipfel mit schönem Blick ins Allgäuer Vorland. Jetzt entgültig hinunter: nochmal kurz ausgesetzt und steil, und der anschließende Wanderweg führte uns zurück zum Ausgangspunkt.
Resümee
„D’r Alt und d’r Jung“ ist die am schnellsten erreichbare Mehrseillängen-Tour in der Nähe der A7 von Ulm nach Füssen, Abfahrt Oy-Mittelberg. Die Kletterei ist überraschend schön und bietet zusammen mit der Gesamtüberschreitung des Sorgschrofens ein lohnendes Gesamterlebnis. Die wenigen botanischen Kletter-Meter stören dabei kaum. Ideal bei der Anreise ins Allgäu, bei Zeitmangel, unsicherem Wetter oder einfach mal eine Alternative zu den allseits bekannten Tannheimer Kletterzielen …
Schwierigkeit
Überwiegend 4 – 5, zwei Seillängen 6, Rest 2 – 3. Der 5. Schwierigkeitsgrad ist obligatorisch.
Absicherung
Plaisirmäßig mit Bohrhaken. Die Stände sind jeweils mit zwei Bohrhaken ausgestattet.
Material
Einfachseil, 10 Exen, Schlingen. Mobile Sicherungsgeräte erübrigen sich
Zeitbedarf
Parkplatz – Kiesgrube (Bikedepot): ca. 30 min
Kiesgrube – Einstieg: ca. 1 Stunde
Einstieg – Zinken: ca. 2 Stunden
Zinken – Hauptgipfel: ca. 30 min
Hauptgipfel – Bikedepot: ca. 45 min
Bikedepot – Parkplatz: ca. 15 min
Anfahrt
Von der A7 kommend, Abfahrt Oy-Mittelberg. Man fährt weiter Richtung Wertach bzw. Oberjoch. Zwischen Jungholz und Unterjoch zweigt auf halber Strecke nach links eine Straße zu den Sorgalpen ab. Kurz darauf wird der Parkplatz nach einer Brücke über die Wertach erreicht.
Zustieg
Es empfiehlt sich das Bike mitzunehmen. Man radelt vom Parkplatz über einen Teerweg nach rechts zur Sorgalpe 2. Von hier über einen Schotterweg wieder nach rechts. Nach ca. 500 m gelangt man leicht ansteigend zu einer 90-Grad-Kurve, die nach links in weiteren 500 m zu einer Kiesgrube mit Steinmännern führt (= Bikedpot). Von hier geht es am linken Rand der Kiesgrube steil den Wald empor bis man nach ca. 30 min die ersten Felsen erreicht. Es folgt eine Querung über einen schwach ausgeprägten Pfad nach rechts. Am rechten Rand der Felsen steigt man nun über Schrofen bis zu einer kleinen Scharte empor. Hier nach rechts wenige Meter absteigen und über eine schrofige Rinne ca. 200 m steil hinauf, später linkshaltend in eine Scharte zum Beginn der Route. Von der Kiesgrube ca. 1 Stunde.
Abstieg
Vom Gipfel über den Klettersteig ca. 50 m nach Süden absteigen. Hier nach links durch einen schmalen Felsspalt und über den teilweise mit Drahseilen gesicherten Steig hinüber bis zum Hauptgipfel des Sorgschrofens. Nun steigt man ca. 100 m einen ausgesetzten Pfad hinab, der zum Wanderweg und einem Sendemasten führt. Von hier immer linkshaltend zu den Liftanlagen und später zur Älpele-Alpe. Man geht den Weg weiter nach links, anschließend über Serpentinen absteigend, bis man den Forstweg zurück zum Bikedepot bei der Kiesgrube erreicht. Vom Hauptgipfel ca. 45 min.
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Sportklettern an der Kellerwand
Die Kellerwand – vom Tal aus gesehen eine unscheinbare Felsflucht hoch über dem Kurort Bad Hindelang im Allgäu. Doch der Schein trügt. Von der Nähe betrachtet gibt es dort ca. 20 lohnende Sportkletterrouten im 6. – 7. Schwierigkeitsgrad. Es handelt sich dabei um steile Wandkletterei in kompaktem Kalk. Die Absicherung ist im Hauptsektor mittlerweile sehr gut. Wer schwerer klettern möchte, wird hier auch fündig: Überhänge und lange Ausdauerrouten gibt es im linken Wandteil, die Absicherung ist bei diesen Routen allerdings etwas sportlicher.
Der große Vorteil des Gebietes ist die südseitige Lage, es kann praktisch das ganze Jahr über geklettert werden. Der Zustieg und die Wand sind im Winter schnell schneefrei, im Sommer kann es dort allerdings auch sehr heiß werden. Die Aussicht auf Bad Hindelang und dem Allgäuer Hauptkamm ist klasse. Ein 50-Meter-Einfachseil und 12 Exen sollten genügen. Das Tragen eines Helms ist empfehlenswert, wegen Wildwechsel über den Felsen.
Die Zufahrt erfolgt von Hindelang Richtung Gailenberg, bei einer auffallend großen Staumauer kann geparkt werden. Nun immer dem „Kellerwandweg“ folgen, der gemütlich direkt unter die Wand führt. Von Parkplatz ca. 30 Minuten. Topo gibt’s im Sportkletterführer Allgäu, Gebro-Verlag.
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Die Wildenverschneidung in den Allgäuer Alpen
Die „Wildenverschneidung“ – ein altehrwürdiger Extremklassiker in den Allgäuer Alpen, 1955 von den waagemutigen Locals Kleemaier & Nieberle erstbegangen. Die Beschreibung im Alpenvereinsführer von 1993 liest sich ungefähr so:
„Überwiegend Hakenkletterei im Schwierigkeitsgrad A1 mit mehreren Stellen A2 sowie einer Passage 6, sonst meist 5 und 5+, fast nirgends leichter als 5-. Sollten Zwischenhaken fehlen, so kann das Anbringen neuer durchaus A3 sein. Anstrengende Hakenkletterei, die von einigen schweren Freikletterstellen unterbrochen wird. Die Route durchzieht eine senkrechte bis überhängende, in ihrer dolomitenhaften Steilheit für das Allgäu wohl einzigartigen Wandflucht. Neben der Ausgesetztheit beeindruckt vor allem die ununterbrochene Folge extremer Schwierigkeiten … Empfohlenes Material: Doppelseil, 40 Karabiner, 15 Schlingen, Trittleitern sowie einige Ersatzhaken …“
Das hört sich gruselig an, mittlerweile hat sich jedoch der Ernst der Route etwas relativiert. Denn in den 90er Jahre wurde die Wand lt. Panico-Führer „maßvoll“, aber „effektiv“ mit Bohrhaken saniert. Wir waren also gespannt, was uns da erwartet …
Die Reise mit dem Bike von Oberstdorf durchs Oytal zieht sich idyllisch, aber schweißtreibend über 10 Kilometer bis zur Käseralpe empor. Immer wieder der Blick zum eindrucksvollen Rädlergrat und den steilen Abbrüchen von Schneck und Höfats vor Augen. Was man da an Strecke mit der Kletterausrüstung im Gepäck hinter sich bringt, wird einem erst abends bei der Abfahrt ins Tal bewusst. Das ist jedoch erst die halbe Miete. Von der Käseralpe geht es zu Fuß in weiteren 1,5 Stunden hinauf zum Wildenfeldhüttchen, nach rechts Richtung Hornbachjoch und zuletzt mühsam über ein blockiges Schuttkar links hinauf zu Einstieg.
Der erste Eindruck: ziemlich wild und unaufgeräumt sieht das alles hier aus: schuttbedeckte Platten, steile graue Wände, gelbe Überhänge wie in den Dolomiten, dazwischen die schwach ausgeprägte in den Himmel ragende Verschneidung … Die Linie selbst wirkt aus der Ferne vielleicht nicht ganz so abschreckend wie erwartet, aber die Optik kann auch täuschen …
Eine rote Markierung befindet sich überraschenderweise am Einstieg. Die Sanierer Hölzler & Co. scheinen es heute gut mit uns zu meinen … Aber der Reihe nach:
- Seillänge: Seilfrei und hakenlos im 2er und 3er Gelände an den ersten Stand mit Bohrhaken.
- Seillänge: Angeseilt im Schwierigkeitsgrad 4 – 5 über Platten. Ein paar Zwischenhaken, die auch zur Route „Wildendach“ gehören, dürfen mitbenutzt werden. Stand in einer Gufel.
- Seillänge: Aus der Gufel nach links raus in die Verschneidung. Anfangs noch gut gesichert, jedoch sobald es leichter wird, längere Runouts im 5er, 6er-Gelände, mobil schwer abzusichern, wenig altes Material, nur die nötigsten BH.
- Seillänge: Kurze Seillänge im 7. Grad, mit BH, NH und mobil ordentlich absicherbar
- Seillänge: Schlüssellänge im 8. Grad. Viele neue und alte Hakenmodelle, Holzkeile, Schlingen usw. Gelegentlich ist auch A0 anstrengend, da überhängend.
- Seillänge: Nach rechts, 6-, ordentlich gesichert, überraschend genüsslich
- Seillänge: Wieder anstrengend im unteren 7. Grad. ZH vorhanden, zusätzlich absicherbar
- Seillänge: Typische 3er Länge durch Allgäu-Schrofen, 2 ZH, in der Mitte linkshaltend
Resümee:
Was die Kletterei betrifft: Trotz Sanierung und A-Null im Kern fast durchwegs anstrengende und anspruchsvolle Kletterei. 6+ obligatorisch. Darüberhinaus ein tolles Ambiente inmitten Allgäuer Grasberge mit Blick zur Höfats und dem Rädlergrat am Himmelhorn
Absicherung:
Top-Stände mit jeweils 2 BH. Je schwerer, desto mehr Zwischensicherungen (BH, NH, Holzkeile, Fixkeile, Schlingen) Teilweise zusätzlich mobil absicherbar
Abstieg:
Vom Gipfel 20 m nach Süden absteigen. Steinmann. Ca. 5-mal nach Südwesten abseilen. Top eingerichtet.
Topo:
Kletterführer Allgäu & Ammergau, Panico-Verlag. Oder irgendwelche alten Allgäu-Alpenvereinsführer, die die Route genauer beschreiben.
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Bernina-Gipfel
DER HÖCHSTE DOM DER WELT
ein Dom welcher ganz Aus Fels und Eis gebaut ist sucht man im Dorf vergebens, man muss schon ziemlich weit hinauf um am höchsten Punkt stehen zu können. Genau genommen muss man auf 4545 Meter hoch steigen. Geschenkt bekommt man den Gipfel allerdings nicht, denn die Luft ist dort oben ziemlich dünn. Es lohnt sich aber dennoch.
Das Wetter lässt eine Besteigung des Bernina-Gipfel über den Biancograt leider nicht zu, also entscheiden wir ganz spontan ins Wallis zu fahren. Es soll hoch hinaus gehen und doch etwas ähnlich schweres werden. Obwohl ein 4000er Gipfel dieses Jahr so gar nicht auf meinem Plan stand, entschlossen wir uns den Dom via Festigrat zu besteigen. Umso mehr freute ich mich auf ein spontanes 4000er Abenteuer.
Nach einer Nacht im Van ging es dann von Randa mit schwerem Rucksack ca. 1600 Höhenmeter zur Domhütte hinauf. Diese liegt an einer wirklich schönen Stelle, denn hier sieht man bereits zahlreiche bekannte und namhafte 4000er Gipfel wie Matterhorn und C0. Auf der Terrasse verbringen wir den Nachmittag bevor es Abendessen gibt. Die Hütte selbst ist ziemlich schön und neu renoviert. Es fehlt hier wirklich an nichts.
Lange werden wir den Abend allerdings nicht genießen können, denn der Wecker klingelt uns bereits um 2:30 Uhr aus dem Bett. Richtig gut schlafen konnte ich auf dieser Höhe, welche immerhin fast 3000 Meter beträgt sowieso nicht und so krieche ich nur langsam aus dem Schlafsack. Beim Frühstück trödeln wir dann erneut etwas und alle anderen Seilschaften marschieren bereits im Scheine der Stirnlampen zum Anseilpunkt am Gletscher.
Wir sind relativ zügig unterwegs und es dauert nicht lange bis wir die erste Seilschaft eingeholt hatten. Der Schnee am Gletscher ist hart Gefroren und die Spur eindeutig zu erkennen. Die Sonne steigt langsam auf und die Welt der 4000er erglüht im ersten Sonnenschein. Durch Fels steigen wir im II. UIAA Grad zum Festijoch auf. Von hier erkennt man den kompletten Grat, welcher an diesen Tag unser eigentliches Ziel darstellen sollte. Doch am Festijoch angekommen breche ich bei jedem Schritt durch die dünne Firndecke und stehe im knietiefen Pulverschnee. Ein paar Schritte steige ich in den Grat ein und entscheide relativ schnell, dass ein weitergehen nicht der richtige Weg ist, denn der lange Grat möchte komplett gespurt werden und das auf über 4000 Meter Höhe.
Wir gehen den Normalweg weiter und umgehen die Serac-Zone in gebührenden Abstand. Überall liegen bereits Trümmer aus Eis und Schnee um uns herum. Der Gedanke an ein Einstürzen der Seracs direkt über mir, lässt meine Schritte deutlich schneller werden, denn der Gletscher ist stetig in Bewegung, welches man unmissverständlich hört. Wir gehen weiter, bis wir schließlich die 4000 Meter Marke erreicht haben. Vor uns liegt nun der Gipfelaufbau welcher immer Steiler gen Himmel ragt und von Gletscherspalten so breit wie Busse durchzogen ist. Zum Glück sind viele Spalten mit Schnee gefüllt und wir können einigermaßen Sicher die Himmelsleiter nach oben steigen. Den Gipfel mit dem wunderschönen Kreuz sieht man von hier aus nicht. Die dünne Luft lässt mich nach einigen Schritten innehalten und ich kann an nichts anderes mehr denken. Mein Kopf ist leer.
Endlich erreiche ich den Grat welcher mich direkt zum Gipfel führen soll. Step by Step gehe ich die letzten Schritte zum höchsten Punkt der Schweiz. Was mich da erwartet lässt sich nur schwer in Worte fassen. Ein wunderschönes Gipfelkreuz lässt mich dankbar sein für diesen Moment der absoluten Stille. Wir sind alleine am Gipfel und die Welt der 4000er liegt uns zu Füßen. Kein Wind, fast keine Wolke und ein 360° Rundumblick. Sogar Mont Blanc, Eiger, Mönch, Jungfrau, Dufourspitze, Matterhorn, Breithorn, Allalinhorn mit Alphubel, Strahlhorn und Rimpfischhorn sind ziemlich schnell ausgemacht. - Vor einigen Jahren war ich bereits am Gipfel des Allalinhorn gewesen und nun blicke ich von oben herab auf viele Gipfel. Solch eine Aussicht bot sich mir bis jetzt noch nie.
Ich könnte noch Stunden am Gipfel sitzen bleiben und meinen Blick in die Ferne schweifen lassen.
Doch langsam müssen wir an den Abstieg denken, denn wir möchte noch bis Randa absteigen. Es warten noch fast 3200 Höhenmeter im Abstieg auf uns.
Wir packen zusammen und steigen über gleichen Weg relativ schnell aufgrund des lockeren Pulverschnees hinab zur Domhütte. Dort brauchen wir allerdings erst einmal eine kleine Pause, denn wir sind ziemlich müde. Wir stärken uns und füllen den Wasserhaushalt auf und steigen die restlichen 1600 HM bis zu unserem Ausgangspunkt nach Randa ab. Dort fahren wir am gleichen Abend nach Deutschland zurück. Nach über 20 Stunden auf den Beinen falle ich nur noch müde und kaputt ins Bett.
Wilder Freiger
WILDER FREIGER 3418M
der gipfel gehört neben dem zuckerhütl und dem wilden pfaff zu den seven summits der stubaier alpen. ein 3.000er, welcher ganz ohne gletscherkontakt möglich ist. unterschätzen darf man ihn dennoch nicht.
Ich war noch nie im Stubaital und der Wilder Freiger stand schon länger auf meiner Liste, geklappt hat es allerdings noch nie. Die Hütten haben bereits geschlossen und so ist der Winterraum die perfekte Möglichkeit dem Rummel im Sommer zu entgehen. Wir reservierten uns zwei Plätze der Nürnberger-Hütte. Für mich das erste mal in einem Winterraum.
Ich startete am Parkplatz der Hütte kurz hinter Ranalt im hinteren Stubaital. Der Weg hat eine angenehme Steigung und man erreicht nach kurzer Zeit die Bsuchalm am Talschluss auf einer Ebene. Die Hütten sind alle verlassen und nur wenige Wanderer kreuzen meinen Weg. Ich verlasse den Wirtschaftsweg und biege auf den Steig, welcher steil nach oben zieht ab. Der Bach rauscht und der Wind frischt auf. Zügig komme ich voran und ich erblicke nach einiger Zeit die Nürnberger Hütte.
Der Winterraum bietet Platz für 6 Personen und ist mit einem Ofen und Feuerholz ausgestattet. Er befindet sich direkt neben der Materialseilbahn. Das Wasser zum Kochen schöpfen wir weiter oben aus dem Bach. Die Trockentoilette ist in unmittelbarer Nähe zum Winterraum. Ich genieße die letzten Sonnenstrahlen hinter der Hütte bevor wir unsere Rucksäcke für den nächsten Tag packen. Zum Abendessen gibt es Trockennudeln welche ich nur mit warmen Wasser zubereiten muss.
Frühzeitiger Aufbruch
Der Wecker klingelt um 4:30 Uhr obwohl wir wissen, dass die Sonne erst einige Stunden später aufgehen wird. Der Wind hat keinesfalls nachgelassen an diesem Morgen und nimmt eher an Kraft zu. Der Föhnsturm macht sich langsam deutlich bemerkbar. -Werden wir am Grat entlang gehen können ohne davon geweht zu werden?
Im Scheine unserer Stirnlampen verlassen wir die Hütte und folgen dem Weg entlang der Urfallspitz bis zur Seescharte. Von da bleiben wir zunächst unterhalb des Gratverlaufs zwischen Urfallspitz und Gamsspitzl, bis wir schließlich auf den Grübelfernern blicken können. Doch viel ist von dem Fernen nicht mehr zu sehen und er ist durch eine Felsrippe geteilt. Diese Rippe endet kurz vor dem Signalgipfel. Der Wind ist mittlerweile so stark, dass jeder Schritt gut überlegt sein will. Wir steigen am Grat der Felsrippe entlang und müssen immer und immer wieder stehen bleiben wenn eine Windböe versucht uns vom Grat zu fegen. Wir entscheiden uns bis zum Signalgipfel zu Steigen und dort die Bedingungen neu zu beurteilen. Am Signalgipfel ist es merklich kühler und der Wind hat deutlich an Kraft zugenommen. Von unserem Standpunkt aus sind es nur noch wenige Meter bis zum Gipfel des Wilden Freiger. Ein kleines Stück laufen wir dem Gipfel noch entgegen, bis wir ca 20 Meter vor dem Kreuz die Vernunft walten lassen und uns für den Rückzug entscheiden. Die Aussicht ist die gleiche und die Bedingungen lassen einen weiteren Aufstieg nicht zu. Bei Windböen von ca 70 km/h hat man auf einem Grat nichts verloren, vor allem dann nicht, wenn es rechts und links davon sehr steil und weit in die Tiefe geht.
Vorsichtig machen wir uns auf gleichem Weg zurück zur Nürnberger Hütte. Diese erreichen wir bereits um 10:30 Uhr am Morgen. Wir stärken uns ausgiebig und packen unsere restlichen Sachen zusammen bevor wir zurück zum Auto absteigen. So früh war ich noch nie nach einer Hochtour wieder daheim.
Ein Erfolg war es dennoch, denn der Sonnenaufgang war einfach nur Wunderschön gewesen.
Annakogel
DEN EIGENEN WEG FINDEN
manchmal muss man einfach den vorgegebenen weg verlassen um ans ziel zu gelangen. Wir besteigen den Annakogel und den hinteren seelenkogel im Ötztal. eine auf diesem weg eher selten begangene Hochtour
Ich komme gerade vom Klettern im schön Arco am Gardasee. Es war warm und die Abkühlung im See nach einem anstrengenden Klettertag war genau das Richtige. Gutes Essen, Guter Wein und tolle Mehrseillängen lagen hinter mir. Auf dem Rückweg sollte es dann direkt in kältere Gefilde und andere Höhen gehen, nämlich auf Hochtour auf über 3000 Meter Höhe. In Obergurgl angekommen ließ das Wetter nichts gutes versprechen. Die Wolkenbasis ist recht niedrig und die einsetzende Nässe lässt mich meine Regenjacke gar nicht erst im Rucksack verstauen. Der Weg führt mich ganz unspektakulär durch das Skigebiet vorbei zur Schönwieshütte. Dort fühlt man sich bereits wie in andere Länder versetzt. Viel Gras, breite Täler, Nebel und Haflinger stehen auf der Weide. Ich bin alleine, die Stimmung ist Mystisch. Ich gehe stets den breiten Forstweg entlang bis ich schließlich mein Tagesziel, die Langtalereckhütte auf ca. 2480 Meter Höhe erreiche. Meine Partner stehen noch im Stau und ihre Ankunft wird sich um einige Stunden verzögern. Ich warte auf die Beiden, doch das Abendessen muss ich alleine genießen. Kurz vor Einbruch der Nacht kommen meine Partner dann doch noch in der Hütte und können sich vom kalten Wetter endlich aufwärmen. Wir beziehen unser Lager, denn am nächsten Tag soll es dann auf den Annakogel gehen.
Annakogel
Der Wecker klingelt, doch braucht er mich nicht wecken denn ich bin bereits wach. Im Lichterschein unserer Stirnlampen ziehen wir uns an und verlassen das Lager in ganz leisen Schritten um niemanden zu wecken. Das Frühstück wartet bereits und so stärkten wir uns für den langen Aufstieg. Die Schuhe gebunden, den Rucksack gepackt und die Uhren kalibriert, tasten wir uns in die Nacht hinein. Schnell wird uns warm und wir müssen schon kurz nach überqueren des Flusses unsere Jacken ausziehen. Das Wetter scheint gut zu werden und es beginnt zu dämmern. Steil führt uns der Weg teils versichert hinauf in Richtung Hochwilde-Haus. Diese Schutzhütte ist leider dauerhaft geschlossen, Folgen des abnehmenden Permafrostes. Die Hütte ist deshalb vom Einstürzen bedroht und bietet keinen Schutz mehr. Von dort haben wir einen herrlichen Blick auf die einst mächtigen Gletscher der umliegenden Gipfel. Schaut man genau hin, so erkennt man die ursprüngliche Höhe der Gletscher. Der Fels ist vom einstigen Gletscher glatt geschliffen und überall sind mächtige Moränenhügel zu erkennen.
Wir müssen weiter und so führt uns der Weg immer in Richtung Gletscher des Annakogel. Wir entschieden uns über die Moränen am linken Rand relativ weit hoch zu steigen bevor wir den Gletscher betreten. Wir bilden eine Seilschaft und so queren wir den Gletscher bis wir schließlich am rechten Rand keine nennenswerten Spalten vor uns liegen haben. Der Schnee wir langsam weich und jeder Schritt ist tief. Wir entscheiden uns für den Direkten Weg zum Gipfel und steigen entlang des Felsrückens und über eine Steilstufe auf das Plateau vom Annakogel. Von da ging es unschwierig zum höchsten Punkt. Was für eine Sicht uns auf die Hochwilde und ihre Gletscherwelt eröffnete lässt sich nur schwer in Worte fassen. Die Wolken verleihen dem ganzen eine ganz eigene Stimmung. Alles um mich herum sieht aus wie aus einem Bilderbuch welches von Minute zu Minute anders gemalt ist.
Wir steigen entlang des Nordgrates ab, bis wir schließlich wieder auf den Gletscher treffen. Dort führt uns der Weg wieder zurück zum Hochwilde-Haus und zurück zur Langtalereckhütte. Jetzt ist ersteinmal ausruhen angesagt, denn der Aufstieg war ganz schön Anstrengend und lange. Wir verbringen einen weiteren Abend und eine weitere Nacht auf der Hütte, bevor uns der Wecker am frühen Morgen erneut aus den Federn schmeißt.
Das Stativ :-)
Kurz noch eine echt lustige Situation. Ein Seilschaftsmitglied wollte unbedingt in der Nacht die Sterne Fotografieren. Da die Nächte aber wirklich sehr kalt waren, entschied er sich die Bilder direkt aus dem Lager zu machen, bei offenem Fenster. Er positionierte das Stativ am Fenster im Lager und legte sich zu Bett. Soweit so gut. Ich musste wie so oft auf Hütten nachts auf Toilette. Licht wollte ich dabei nicht an machen also kroch ich so aus dem Schlafsack. Ich blieb allerdings an der Decke hängen und fiel über meinen Rucksack. Toll dachte ich, jetzt sind alle Wach. Plötzlich sprang eine dünne, weiße Gestalt aus dem Schlafsack in Richtung Fenster. Robert war das, im Glauben sein Stativ ist zum Fenster hinaus gestürzt. - Robert, dass war ich, Rooobert sagte ich. Doch kam mir nur entgegen: Das Stativ, mein Stativ. :-) Ich beruhigte Ihn und erklärte, dass sein Stativ nicht wie vermutet aus dem Fenster gefallen ist, sondern ich das Geräusch verursacht habe. Lange brauchte er um zu verstehen was passiert ist. Aber einen Vorteil hat das ganze, es kamen wirklich tolle Bilder bei Nacht heraus. :-D Danke Robert und Jörg für die tollen Bilder.
Hinterer Seelenkogel
Die Augen sind ganz klein, es ist kalt und der klingelnde Wecker sagt mit, die Nacht ist schon wieder vorbei. Wie Automatisch verlassen wir das Lager und gehen zum Frühstück. Still ist es an diesem Morgen, denn alle sind wir noch ziemlich müde als wir ein paar Happen Brot zu uns nehmen.
So langsam kommen wir in die Gänge und steigen zunächst auf dem gut markierten Steig in Richtung Seelenferner/Eiskögele. Auf einer Höhe von 2700 Metern wendet man sich dann nach Süden über die Böden von Vorderer Äckerlen. Der Steig ist mit Steinmännern und roter Farbe markiert und führt in Richtung Langtalerjoch. Landschaftlich glaubt man in Schottland zu sein. Nach ungefähr einem Kilometer hat man die Felsen, welche vom mittleren Seelenkogel herunterziehen hinter sich gelassen. Dort verlässt man den Steig und geht weglos auf eigens gewählten Weg das Tal hinauf. Wir entschieden uns direkt auf einer alten Randmoräne hoch zu steigen, bis wir schließlich auf den mittleren Arm des Seelenferners gelangen. Kalt ist es an diesem Morgen und der Firn auf dem Gletscher ist schön hart gefroren. Wir bilden die Seilschaft mit Bremsknoten und suchen uns den einfachsten Weg zur Steilstufe hinauf. Einige große Spalten umgehen wir. Die Steilstufe kann bei Blankeis etwas schwieriger sein und erfordert gute Steigtechnik. Hat man diese dann überwunden geht es dann über den flachen Rücken, welcher aber durchaus ernst zu nehmende Spalten aufweist in Richtung Gipfel. Der letzte Gipfelaufstieg hat es dann aber noch einmal richtig in sich und erfordert unsere ganze Konzentration bevor wir den Ausblick vom Gipfel genießen können.
Am Gipfel angekommen warten bereits zwei andere Bergsteiger in kurzen Hosen und Trailrunning-Schuhen. Von Süden führt nämlich ein ganz normaler Weg von der Zwickauer Hütte unschwierig auf den Gipfel.
Der Abstiegsweg ist wie Aufstiegsweg.
Weisskugel
HOCHTOUR AUF DIE WEISSKUGEL 3739M
warum wir anfängliche Startschwierigkeiten hatten und die Hochtour dennoch zum erfolg führte lest ihr in diesem Tourenbericht über die Besteigung des dritthöchsten Berges von Österreich.
Nachdem uns fast alle Tourenpartner abgesprungen sind, suchten wir verzweifelt nach einer dritten Person welche unsere Seilschaft sicherer machen sollte, denn der Gletscher ist nicht ganz ungefährlich. Wir gaben unser bestes und ließen alle Kontakte spielen um noch Mitstreiter zu finden. Kurz vor knapp waren wir dann erfolgreich und konnten sogar zwei Hochtourengeher dazu gewinnen.
Aufstieg zur Hütte
Wir gründeten am Morgen des 25.06.2018 eine Fahrgemeinschaft und fuhren in Richtung Süden. Am Wanderparkplatz in Mals angekommen schulterten wir unsere schweren Rucksäcke und stiegen entlang der Forststraße stetig bergauf. Mystisch sind die Wälder, welche mit Flechten überzogen sind und einzig und alleine die blühenden Alpenrosen geben der düsteren Stimmung etwas schönes. Man fühlt sich wie in Tolkiens Welt der Elben und Zwerge versetzt. Der Weg wird schmäler und wir verlassen die Baumgrenze, steil geht es ab hier nach oben wo wir bereits die Hütte erkennen können. Dort angekommen staunen wir nicht schlecht, als wir die Hütte begutachten. Im Waschraum gibt es sogar WARMES Wasser, und das in dieser Höhe.
Wir erkunden den Weg zum Gletscher und versuchen uns so gut es geht zu Akklimatisieren um in der Nacht etwas besser schlafen zu können. Nach dem Abendessen, welches äußerst schmackhaft war, legen wir uns zeitig nieder um am nächsten Morgen ausgeruht den Gipfelversuch starten zu können. Ich schlafe erstaunlich gut als mich der Wecker am Morgen aus dem Schlaf klingelt. Wir machen uns fürs Frühstück fertig und verlassen ziemlich früh die Hütte. Es Dämmert bereits und wir steigen nach der Hütte über die Brücke in Richtung Sattel auf ca 3000 Meter Höhe. Dort angekommen, steigen wir wieder etwas ab in einen Kessel und lassen die Lacke links liegen bis wir an der Gletscherzunge ankommen. Dort legen wir Steigeisen, Pickel, Helm und Seil an und bauen eine Seilschaft auf. Ich führe diese bis zum Gipfel an.
Anseilen am Gletscher
Wir betreten den spaltenreichen Gletscher und der erste Abschnitt beginnt gleich recht steil. Wir halten uns relativ in der Mitte und steigen in Serpentinen Bergauf. Es liegt noch Restschnee und keine Spalten sind zu sehen. Die Temperaturen sind relativ niedrig und die Schneefahnen am Gipfel der Weißkugel lassen nichts gutes verheißen. Das erste steile Stück hinter uns gelassen erreichen wir ein etwas flacheres Plateau. Wir sind sehr langsam unterwegs und ich äußere ersten Zweifel überhaupt den Gipfel zu erreichen. Ab hier gibt es nur noch alle gemeinsam vor oder zurück. Wir entscheiden uns weiter zu gehen, da es kalt genug ist und die Schneebrücken über die Gletscherspalten halten müssten. Wir halten uns eher an den alten Weg und bleiben unterhalb der Felswände rechts, bis wir schließlich unterhalb des Matscher-Wandl erstmals zu den Ötztalern wie Similaun und Wildspitze blicken können.
Steile Südwand
Vor uns liegt nun die steile Südwand, welche bei Blankeis oder gar Neuschnee vorsichtig angegangen werden muss. Der strenge Wind machte uns im Aufstieg etwas zu schaffen und wir zogen unseren Windschutz über. Der Schnee flog uns um die Ohren und schnellen Schrittes durchstiegen wir die Südwand bis wir schließlich vor dem mächtigen Firngrat standen. Die Seilschaft aufgelöst, steigt ab hier jeder selbstständig weiter, denn ein Sturz in der Seilschaft hätte schwerwiegende Folgen für alle Mitglieder.
Nach dem Firngrat wartete der Felsgrat auf uns. Ein Bergführer kam uns entgegen und warnte uns vor einer Wechte, welche genau im Grat hängt und welche passiert werden möchte. Der Schnee sei aber sehr fest und rutschig, weshalb er mit seinen Kunden umgedreht sei. Wir wollten uns die Wechte einfach anschaun und sind den Grat weiter gegangen. Über die Wechte, sowie den restlichen Grat zum Gipfelkreuz sicherten wir mit dem Seil. Nach einem kurzen Eintrag ins Gipfelbuch traten wir den Rückweg an, denn der Wind und die Kälte setzten uns schon ordentlich zu. Nach dem Firngrat bauten wir erneut die Seilschaft auf und machten uns an den Abstieg zur Hütte.
Wir hatten noch eine weitere Nacht auf der Hütte gebucht, denn wir entschieden uns für einen anderen Abstiegsweg, welcher uns an den wunderschönen Saldurseen vorbei führen sollte.
Besonderer Abstiegsweg
Nach einer erholsamen Nacht und wunderbarem Frühstück packten wir alles zusammen und machten uns in Richtung Tal auf. Aber nicht über unseren Aufstiegsweg, sondern machen wir zuerst noch ein paar Höhenmeter gut und steigen über Altschnee und Zick-Zack zur Scharte auf ca. 3000 Meter auf. Dort angekommen haben wir einen tollen Blick und man fühlt sich wie im Himalaya mit den ganzen Gebetsfahnen und Steinmännern. Wir suchen uns einen Weg, bis wir schließlich den ersten der insgesamt 5 Seen sehen. Jeder See hat seine ganz eigene Farbe und Form. Einfach Wunderschön und sehr lohnend. Am liebsten möchte man in den klaren See springen und das kühle Nass genießen. Am Letzten See angekommen, halten wir uns links und steigen hinab zu den Grasflächen mit Bachlauf. Idylle pur und wir genießen die Stille und das Rauschen des Bachlaufes, welcher in einem Wasserfall übergeht. Entlang des Wasserfalls steigen wir durch ein Meer aus Alpenrosen hinab bis wir schließlich wieder den mystischen Wald mit seinen Flechten erreichen. Von da an ist es nicht mehr weit zum Ausgangspunkt der Tour.
Fazit:
Eine nicht ganz einfache Hochtour, welche bei wechselnden Bedingungen richtiges Handeln erfordert. Die Oberetteshütte ist eine der schönsten und besten Hütten auf der ich jemals gewesen bin. Das essen und die Wirtsleute sind der Hammer. Ein kleiner Umweg über die Saldurseen ist absolut lohnenswert.
Eine nicht ganz einfache Hochtour, welche bei wechselnden Bedingungen richtiges Handeln erfordert. Die Oberetteshütte ist eine der schönsten und besten Hütten auf der ich jemals gewesen bin. Das essen und die Wirtsleute sind der Hammer. Ein kleiner Umweg über die Saldurseen ist absolut lohnenswert.
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